Großsegel mit Bauch

  • Hallo,
    ich möchte für meine GJØA (aus 60/70 g Spinnackertuch) ein neues Großsegel nähen. Das derzeitige Segel ist flach wie ein Brett. Ich beabsichtige das neue Segel durch einen Horizontalschnitt mit einem Bauch auszustatten. Das gibt bei wenig Wind mehr Strömung am Segel. Wer hat dafür einen Tip?
    Meine Überlegungen: 3 - 4 horizontale Bahnen, jede Bahn ca. 1/3 hinter dem Mast mit kleiner konkaver Bahnenkante ausgeschnitten, mit doppelseitigem Klebeband (Drachenladen) zusammengeklebt und Zick-Zack-Stich genäht.
    Welche prozentuale Wölbung (von gerade Bahnenkante ausgehend - zur Bahnenkante) sollte ich wählen? Mir schweben 2-3 Prozent der Bahnenlänge je Bahn vor. Das Vorliek muss gerade ausfallen, denn die Mastringe vertragen keine leichte Wölbung des Vorlieks.
    Wie berücksichtige ich bei dem Gaffelsegel (Vorliek: 38 cm, Achterliek: 66 cm, Unterliek fliegend: 54 cm) das längere Achterliek? Oberste Bahn als Dreieck? Alle Bahnen am Achterliek breiter als am Vorliek?
    Ich werde mit 1:1 - Papp/Papierschablonen erste Versuche starten.
    Kann mir jemand einen Tip geben?
    LotharP5031511.JPG

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank für die Info. Das Oberliek meines Segels ist 43 cm lang.
    Leider kann ich auf der Grafik am Bildschirm nicht das Maß der Wölbung der einzelnen Bahnen genau entnehmen. Das weiß-gelbe Segel weist auf der Grafik auf der mittleren gelben Bahn unten etwa 1,2 /1,3 mm für die Wölbung aus. Hochgerechnet auf mein Vorliek mit 38 cm würde dies etwa 3,5 bis 4 mm -zumindest bei der mittleren dunkelgelben Bahn unten ergeben.
    Die Bahnen dürften (für 38 cm Vorliek) von oben nach unten (die kleine Ecke oben ignoriert) Bahn 1 unten: 1,1/1,2 mm, Bahn 2 (hellgelb)unten : 2,5 mm, Bahn 3 (gelb) unten: 3,5 mm, Bahn 4 (weiß)unten: 3,0 mm, Bahn 5 (hellgelb) unten: 1,5 mm.
    Das Vorliek muss ich allerdings ohne Wölbung nähen, denn ich habe Mastringe und keine Mastkeep.
    Wurde das Vorsegel auf dem Foto aus 2 Dreiecken zusammengenäht? Bauch auch ca. 30% vom Vorlikek entfernt? (Die Vorsegel umzubauen, wäre meine nächste Aufgabe).
    Kann ich mit den vorstehenden Werten arbeiten? Versuchen werde ich es erst einmal mit Papierstreifen. Außer Straakleiste und Schere (bzw. Lötkolben) und doppeltem Klebeband (5 mm) steht mir leider kein anderes Werzeug zur Verfügung.
    Lothar Geier

  • Die Wölbung liegt hier (beispielhaft) bei 13%.
    Diese wird gebildet durch die Rundung der Unterkante der Bahnen.
    Da ist die Oberkante der unteren Bahn gerade, die darüberliegende gewölbt.
    Vor und Achteliek sind einfache Nähte.
    Diese sind der deutlichkeit wegen auch sehr breit angelegt. Wenn man das später schneidet, sind die Nähte bei 6 oder 7mm, passend zum Klebeband. Nur würde man das hier in der Grafik nicht erkennen können.
    Auf unseren Segeln vom Seestern bzw. Seeadler beträgt die Wölbung ebenfalls 13-17%, die Nähte 7mm. Vorliek ist gerade, achterliek gerundet mit 7mm Naht.
    Es ist immer sinnvoll, zuerst mit Papier einen Dummy zu fertigen, man kann sich ja die Bahnen ausdrucken lassen.

  • Nochmals vielen Dank!
    Ich komme aufgrund der Informationen weiter. Noch eine Frage zur Lage der größten Wölbung: Lt Internet beträgt die vertikale Wölbungstiefe bei normalen Yachtsegeln im oberen Drittel 14 % bei einem Punkt 50 % von vorn(vom Mast), im mittleren Drittel 13 % bei einem Punkt 47 % von vorn und im unteren Drittel 11% bei einem Punkt 45 % von vorn. Nun sollte man bei Modellbooten nicht übertreiben.
    Das letzte Segel, bei dem ich mir um die Wölbungstiefe Gedanken gemacht habe, hatte 15 m² und wurde auf meiner Albin Ballad gefahren (9,16 x 2,96 x 1,55m, 3,6 to) und hatte die größte Wölbung ca. 33% geschätzt von vorn (analog zu einem NACA-Profil). Mit einem Dreieck-Yachtsegel für ein 1:25-Modell hätte ich keine Probleme. Ich würde die 33 % mit Ihren 17/15/13% Wölbungstiefe verwenden. Mit einem Gaffelsegel habe ich aber keine Erfahrung. Ich muss also probieren. Ausreichend 60 g-Material aus einer Fehlbestellung (ist mir zu bunt gearaten) habe ich noch.
    Demnächst werde ich auf der "Boot und Fun" in Berlin Segelmacher nerven. Mal sehen, ob einer auskunftsbereit ist.
    Lothar Geier

  • Hallo,
    ich habe es ausprobiert:
    Gaffelsegel-Achterliek-Länge(66 cm) geteilt durch 6 = Bahnenhöhe: 11 cm. Bahnen rechtwinklig zum Achterliek.
    Bahn 1 (oben, Dreieck am Gaffelbaum): keine Wölbung im Unterliek
    Bahn 2 : Unterliek der Bahn: 43,6 cm, 1,4 % davon = ca. 0,6 cm (Wölbung der Bahn im 1. Drittel der Gesamtlänge ab Vorliek - gilt auch für die folgenden Bahnen)
    Bahn 3: Unterliek der Bahn: 46,5 cm, 1,7 % davon = ca. 0,8 cm
    Bahn 4: Unterliek der Bahn: 50 cm, 1,2 % davon = ca. 0,6 cm
    Bahn 5: Unterliek der Bahn 43 cm, = 0,3 cm (bei 36 cm ab Achterliek = Unterliek der Bahn reicht nicht bis zum Vorliek)
    Bahn 6: Unterliekswölbung wie Original-Modellsegel (Unterliek wird fliegend gefahren)
    Diese geringen Prozentzahlen ergeben eine Tiefe des Bauches des Gesamtsegels (tiefste Stelle im Bereich der Bahn 3 - 1/3 der Bahnlänge vom Vorliek entfernt) von ca. 5 cm. Selbst das erscheint mir noch zu viel. Ich werde die Wölbungen der Bahnen noch geringer halten.
    Ich habe alten Spinnackerstoff mit 60 g Quadratmertgewicht verwendet und die Bahnen mit 0,5 cm breitem Doppelklebeband zusammengeklebt
    Woher die 12 bis 13 % kommen, bzw. wie und auf welchen Wert das berechnet wird, ist mir unklar.
    Segelmacher haben mir Prozentzahlen im Bereich von 10 % genannt. Dies würde aber Wölbungen der einzelnen Bahnen von jeweils 4,5 bis 5 cm ergeben. ImErgebnis wäre das ein sackähnliches Gebilde, aber kein Segel (angewendet wurden 9%, 12 %, 9 %).
    Segelstoff ist bestellt. Ich werde vom endgültigen Ergebnis berichten.
    Lothar

  • Die Profiltiefe wird immer durch die Länge der Sehne bestimmt, wo diese (Tiefe) dann ansetzt kann im Programm genau bestimmt werden. Auch der Twist ist dargestellt. ebenso können die Nähte angegeben werden. Die jeweils oben liegende Bahn hat unten keine Naht, sondern ist gerundet und bestimmt dadurch auch dann die Wölbug des SegelsWir haben die Erfahrung gemacht, dass die genannten 12% im SailCAD recht flach werden.
    Muss man halt ausprobieren, und mal in Papier schneiden und zusammenkleben, da sieht man schon einiges.

  • Ich habe halt kein CAD-Programm und muss das eben mehrmals am Objekt probieren. Mit 60 g-Spinnackerstoff ging das ganz gut. Ich werde neue Pappschablonen ausschneiden und danach die Bahnen zuschneiden, kleben und zusammennähen. Wenn es nicht gleich klappt, ist es auch nicht so schlimm, ich habe genug Stoff bestellt.
    Lothar

  • Vielen Dank. Das Angebot nehme ich gerne an.
    Hier die Abmessungen:
    Unterliek: 53,5 cm, Achterliek: 66 cm, Vorliek: 38 cm, Oberliek: 44 cm
    Winkel: Unterliek / Vorliek = 90 Grad, Unterliek / Achterliek =75 Grad, Achterliek / Oberliek: 70 Grad, Oberliek / Vorliek: 125 Grad
    Vorab vielen Dank.
    PDF ggf. auch an lothar.geier@web.de
    Lothar Geier

  • So, ich habe da mal was gebastelt, ist in A0. Tricky: den Gaffelwinkel von 125Grad wollte das Prog nicht annehmen, und gab mir völlig idiotische Zeichnungen aus, und korrigierte immer wieder das Vorliek, bei 55Grad hat das dann funktioniert. Probier das aber erst mit Papier aus. Die Nähte sind 7mm.
    1.JPG2.PNG1.PNGGaffelsegel.pdf

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank. Die PDF-Datei habe ich angesehen und festgestellt, dass die 3. Bahn von oben die größte Wölbung am Unterliek hat. Allerdings habe ich das Problem, dass mein Drucker (Brother J 4510 ) zwar DIN A3 kann, allerdings ich Probleme habe, die PDF-Datei zu verarbeiten. Ich werde mal meinen Schwiegersohn fragen, der ist DV-Sattelfester. Meine DV-Kenntnisse stammen noch aus der MS-DOS-Zeit. Unabhängig davon hat es dpd trotz 4-maliger Ankündigung (und meiner Anwesenheit in der Wohnung) nicht geschafft das Paket (Lieferant: Wepa Flyer, Zevenaar/NL) mit dem 70 Gramm-Material anzuliefern. Ich habe nach meinem angedachten Schnittmuster bisher 2 Muster-Großsegel im Horizontalschnitt zusammengeklebt und in einem Rahmen aufgehängt, um die Wölbungstiefe (letztes Ergebnis: max. 5 cm) zu messen. Da ich genug Material bestellt habe, kann ich noch mehrmals zuschneiden und kleben. Mit einem Ausdruck der PDF-Datei (vielleicht kann das die Kopieranstalt, in der ich meine Baupläne in der Regel vergrößern lasse, übernehmen) werde ich mit den entsprechenden Schablonen auch noch mal probieren. Nerven wird mich wohl nur das Befestigen des Segels an den Mastringen.
    Ich werde wohl 2 Großsegel mit verschiedenen Wölbungen herstellen und dann ausprobieren. Anschließend werde ich wohl die 3 Vorsegel ebenfalls mit einer Wölbung versehen. Wird wohl etwas einfacher, da ich versuche, mit jeweils max. 2 Nähten einen Bauch hinbekommen. Beim Topsegel werde ich wohl nichts derartiges unternehmen (können).
    Die beiden quer zur Schiffsmitte gefahrenen Segel (Querfocks) werde ich künftig wohl gerefft fahren, obwohl ich die Segel mit 2 Segelwinden ansteuern kann. Sie bringen auf dem Teich aber nichts.
    Nach Fertigstellung werde ich einen Bericht einstellen.
    Lothar Geier

  • Hallo,
    1 neues Muster-Großsegel ist genäht. Das 60/70 g-Ripstop-Material lässt sich allerdings schwer verarbeiten (Haushalts-Nähmaschine). Es ist wohl zu leicht. Es gibt Falten und Knitter.
    Wo bekomme ich 100/120g-Material her? Die Segelmacher im Raum Berlin sind nicht so lieferwillig. Kennt jemand einen Internet-Anbieter?
    Lothar Geier

  • Lothar, so leichtes Material würde ich kleben. Ok ich klebe alle meine Segel, und zwar mit dem doppelseitigem Klebeband das auch Segelmacher verwenden.
    Nur mußt da aufpassen, das klebt bei ERSTKONTAKT! Also mit nochmals abziehen und neu positionieren ist nicht.


    Ausserdem hat das die Nahtbreite von 7mm die Axel, bzw. das Programm bei den Bahnen eingezeichnet hat.


    LG Christian

  • Hallo, das mit dem "Erstkontakt" habe ich gemerkt. Das erste Segel hat ziemliche Falten bekommen. Ist neben dem dünnen Material (Drachenstoff) warscheinlich auch auf die Nähmaschine und meine ungeübten Klebenähte zurückzuführen. Ich habe aber genug Material, für weitere Versuche. Der Bauch ist aber zufriedenstellend ausgefallen. Besser wäre es, wenn ich 100/120-g-Material hätte. Das ließe sich besser verarbeiten. Habe aber bis jetzt im Internet keine Bezugsquelle gefunden.
    Kann mir jemand dabei weiterhelfen?
    Lothar

  • Danke,
    das 60 g-Ripstop, dass ich im Internet gekauft habe, lässt sich schwer verarbeiten (nachgewogen: es sind real 58 g/m²). Ob 10 g pro m² da was bringen, glaube ich kaum. Ich werde wohl Segelmacher nerven müssen, denn das in der Vergangenheit von mir verwendete Spinnackertuch von Segelmachern ließ sich besser nähen.
    Lothar

  • Hallo Lothar,
    Für ein Modell wie die GJØA würde ich lieber ein Material nehmen das Baumwolle oder Leinen ähnelt. Es gibt ein Material das heisst Supplex und erfüllt diesen Anspruch bei relativ geringem Gewicht:

    Supplex-Nylon, weiches Nylon, Hosenstoff, UV40, 115g/qm

    Sehr weiches, im Griff an Baumwolle erinnerndes Gewebe aus Supplex-Nylon. Geeignet für Hosen, Hemden, dünne Jacken usw. Sehr abriebfest, pflegeleicht, schnell trocknend und wind- und wasserabweisend. Durch die feine Konstruktion schützt es vor UV-Strahlung (Lichtschutzfaktor 40+).


    Gibts z.B. bei http://www.extremtextil.de oder http://www.funfabric.com (wahrscheinlich auch noch anderswo...)


    Guß
    Gerald

    AUF DER WERFT
    2-Mast Schoner Emma C. Berry (Restaurierung)
    4-Mast Bark Archibald Russell (Restaurierung)
    IM HAFEN

    Micro Magic Carbon Edition
    IN PLANUNG
    Brigg Tre Kronor af Stockholm (1:25 Neubau)
    Y-857 (ex FL6) (Restaurierung)
    Bugsier 3 (Restaurierung)

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