Hallo,
möchte hier mal über die historische Anwendung eines „Kunstharzes“ schreiben, was vielleicht auch den Einen oder Anderen interessiert.
Noch heute werden Melaminharze (oder Aminoharze/plaste) in der Holzindustrie als Klebstoffe z.B. in der Spanplattenherstellung eingesetzt. Als diese in den 20'er/30'er Jahren des 20ten Jahrhunders auf dem Markt kamen war das fast revolutionär, denn diese Klebstoffe sind im ausgehärteten Zustand total Wasserfest. Einige härteten fast glasartig aus und haben sehr gute Klebeeigenschaften. Allgemein wurden diese Kleber damals als K-Kleber, K-Leime oder Klebstoffe bezeichnet.
Diese Klebstoffe bestehen aus zwei Komponenten: dem Kunstharz und dem Härter… wie viele heute auch. Der hier beschriebene „historische“ K-Leim war in beiden Komponenten wässrig – also beide Komponenten in Pulverform zum Gebrauch in Wasser abgemischt.
Ähnlich wie heutige Epoxidharze kam es beim Aushärten zum Erwärmen und ein stehengelassenes Glas mit K-Leim kochte beim Aushärten über.
Neben der Industriellen Verwendung kamen bald auch andere Ideen zur Anwendung dieser K-Leime auf.
Während der Nazizeit in Deutschland griff auch die Hitlerjugend diese Idee auf und nach voneinander unabhängigen Erzählungen meines Vaters und eines älteren Kollegen gab es mehrere Baupläne für ein Paddelboot aus einigen Leisten, Zeitung und K-Leim.
(ohne hier politisch werden zu wollen nutzte die HJ genau wie die GST in der DDR das Technikinteresse der jungen Menschen aus um diese für ihre Ideologie einzufangen)
Ein Plan für ein Gerüst aus Leisten bildet die Grundlage, was lediglich der Formbildung dient. Hatte man genügend Zeitungen und K-Leim, dann rührte man in entsprechende „Töpfe“ die zuvor in Wasser gelösten Leimkomponenten an und strich zuerst mal die Leistenkonstruktion damit ein.
Dann werden Zeitungsblätter auf der Rumpfseite möglichst straff auf das Leistengerippe gelegt und nach dem diese etwas haften mittels Pinsel mit K-Leim getränkt. Dann wieder eine Schicht K-Leim und eine Schicht Zeitung und so weiter und sofort. (In den mir bekannten Berichten über das Laminieren wurde von "vielen, vielen Schichten gesprochen)
Ähnlich wie in Kinderbastelstunden heute Luftballons mit Zeitung und Tapetenkleister ummantelt werden, um daraus fantasievolle Objekte zu kreieren.
So entsteht nach und nach eine Schicht aus Aminoharz (=Meleminharz) und Zeitung. Die Zellulosefasern der Zeitung bilden dabei die „Matte“ und das Harz verbindet diese und sorgt für die Festigkeit des Bootskörpers. Genau wie heute bei den verschiedensten Laminierverfahren.
Danach noch etwas Verschleifen der Außenhaut, vielleicht noch einen Anstrich und das selbstgebaute Paddelboot ist fertig…
Leider finde ich dazu bisher keine tiefergehenden Informationen zu diesen Bootsplänen und der K-Leim (K-Kleber/Klebstoff -der beschriebenen Art) ist wohl auch nicht mehr im Angebot für den Endverbraucher, doch die Idee dahinter ist schon interessant…
Gruß Klaus
P.S. In der DDR hieß der Aminoharz-Kleber für die Holzindustrie „K-Kleber FA“ und der Härter dazu Heißhärter“ oder „Kalthärter“
Hallo Admin, wenn das hier nicht her passt, dann verschiebe es einfach. Wusste nicht so recht wohin damit???