Hallo! Ich bin ziemlich neu hier im Forum, nämlich seit heute angemeldet, und habe noch nie ein Schiff gebaut. Das will ich trotzdem einmal versuchen und ich denke, daß man hier die eine oder andere Hilfestellung finden kann. Meine bisherige RC-Karriere liegt 15 Jahre zurück und beschränkt sich auf Elapor-Flieger wie den Twinjet bzw. den Projeti (einen kleinen schnellen Deltaflieger mit Brushless), der Brushless war damals noch recht neu.
Zu dem antiken Schiff bin ich auf zwei Wegen gekommen: einmal interessiert mich Geschichte generell, insbesondere die antike Geschichte, zum anderen über seglerisches Interesse speziell an den Rahseglern der damaligen Zeit. Man fragt sich, wie das Schiff mit dem Wind umgeht, insbesondere gegen den Wind zurechtkommt, und nach der Manövrierfähigkeit. Ob man dann vom Modell auf die damalige Realität rückschließen kann, wäre allerdings eine Frage, denn nach der Durchsicht einiger Videos auf Youtube ist mein Eindruck der, daß die dort gezeigten Modellschiffe nicht realistisch wirken. Einmal fehlt der Schaumstreifen: in der Realität haben wir schon bei ganz kleinen Segelyachten der 6-Meter Klasse einen Schaumstreifen am Bug und einen nachlaufenden am Heck. Bei Modellschiffen bleibt das Wasser klar, und die Schiffe machen seltsame Bewegungen, kurze, kippelige Bewegungen, die absolut unrealistisch sind und wie in Zeitraffer wirken. Das könnte allerdings daran liegen, daß die Modellschiffe vielleicht nicht die verhältnismäßig richtige Masse haben, sondern mit ihren tiefgezogenen Rümpfen anstatt Holz oder Stahl sozusagen als Nußschalen auf dem Wasser tanzen. So ähnlich wirkt das, was man bei youtube so sehen kann.
Zum Thema Rahsegler mit RC-Bedienung findet man generell fast nichts, was am Markt ist, sind Schratsegler, welche mit einem Rahsegler keine Gemeinsamkeiten haben.
Ich rechne damit, daß ich mir alle Komponenten selbst bauen muß, und bin gespannt darauf, ob das Ergebnis ein realistisches Fahrverhalten ergibt.
Zu dem Zweck hätte ich gern einen Holzrumpf erstanden, es gab aber keinen, und den Rumpf selbst zu bauen ist mir für den Anfang zu aufwendig, solange die anderen technischen Fragen nicht geklärt sind.
Daher habe ich mich für einen ABS Rumpf der Fa. Krick entschieden, das Modell Sirius.
Es erfüllt von den Proportionen die Anforderungen an einen Nachbau wie beschrieben, denn die Handelsschiffe waren bauchig und relativ plump, im Verhältnis Länge zu Breite. Das mußten sie sein, wenn sie Fracht aufnehmen wollten und um bei schwerem Wetter genügend Stabilität zu besitzen.
Mit 90 cm Länge bietet die Sirius die Voraussetzungen, um die erfordliche Segel- und Rudertechnik einzubauen. Ein erster Test in der Badewanne ergab, daß sie 8-9 kg Zuladung problemlos verträgt, da kann man also einiges einbauen. Und da muß man einiges einbauen. Das Lastenheft sieht wie folgt aus:
1. Großmast mit Großrah und Rahsegel, ca. 100 (Breite) x 60 (Höhe) cm
Bedienfunktionen:
Fall (zum Aufziehen der Rah)
Toppnanten (Greifen an den Enden der Rah an und richten die Rah horizontal aus)
Geitaue (laufen schlaufenförmig unter dem Segel und dienen zum Aufgeien des Segels an die Rah)
Brassen (greifen an den Rahenden an und bestimmen den Winkel zur Schiffsmittellinie)
Schoten (Greifen an den unteren Ecken des Segels an holen das Segel in Bezug auf den Wind dicht)
2. Ruderwerke an jeder Seite für 3 Ruder
Die Ruderwerke sollen unabhängig voneinander vorwärts, rückwärts oder Stop laufen können. Beide vor oder zurück für Fahrt, beide im Gegensinn, um das Schiff zu manövieren, z. B. auf der Stelle zu drehen.
3. Notantrieb (unhistorisch), um das Schiff bei Problemen vom Wasser heimzuholen, mit Schiffswelle und Schraube.
4. Steuerruder.
Zu Anfang hatte ich an folgende Vereinfachungen gedacht, um die RC-Komponenten nicht ins Kraut schießen zu lassen:
Die Toppnanten werden nicht geführt, sondern an das Großfall angelascht (keine RC-Bedienung)
Die Geitaue werden vorerst weggelassen.
Die Brassen und Schoten laufen ja gleichförmig in dieselbe Richtung, das heißt wenn auf einer Seite angebraßt wird, werden sort auch die Schoten dichtgeholt. Daher ist erstmal angedacht, Brassen und Schoten mit Y-Leine über eine Segelwinde zu holen.
Dann ergibt sich, so reduziert, zunächst an RC-Komponenten folgendes:
1. Unhistorisch, aber um das Schiff im Ernstfall vom Wasser zu kriegen, 1 Antriebsmotor mit Welle und Schraube. Macht 1 Kanal proportional auf dem Gasregler
2. Ruder (steuerruder) 2. Kanal
3. Großfall Stellung rauf/runter. Entweder Segelwinde oder Getriebemotor mit Seilrolle, Bedienung ein Kippschalter, 3. Kanal
4. Brassen/Schoten an Y-Leine über je eine Segelwinde pro Seite. Diese müssen von der Geberseite proportional einstellbar sein, also Zwischenstellungen erlauben, Kanäle 4+5
5. Getriebemotoren für die Ruderwerke (Antriebsruder) auf jeder Seite, Stellung rechts - stop - links, macht zwei Getriebe motoren über Kippschalter, Kanäle 6+7
Diese 7 Kanäle könnte man später noch mit den Geitauen, Toppnanten und separaten Schoten erweitern.
Es wäre auch zu überlegen, ein Katapult einzubauen, mit dem man die Enten füttert.
Meine gegenwärtige RC-Ausrüstung sieht folgendermaßen aus:
MPX Royal Evo 9-Kanal (ca. 15 Jahre alt), wurde jetzt umgerüstet auf 2,4 GHz, und das funktioniert auch. Die Evo ist, wie alle Sender, eigentlich für Flieger programmiert. Sie besitzt aber auch zusätzliche Bedienelemente, nämlich zwei Proportionalgeber (in der Mitte, braucht man für das Fliegen niemals) sowie eine ganze Reihe von Kippschaltern. Bis auf die Einschränkung 9 Kanal sollte man damit erstmal hinkommen.
Als Empfänger habe ich mir vorsichtshalber den MPX 16 Kanal besorgt. Damit man nicht später merkt, es reicht nicht hin. Größe und Gewicht spielen auf so einem Schiff, im Gegensatz zum Flieger, ohnehin keine Rolle.
Soweit ich mich erinnere, gab es senderseitig für mehr Funktionen damals mal einen MPX Multinauten, der über einen Kanal 4-6 weitere Funktionen zufügte. Ob das jetzt mit 2,5 GHz noch funktioniert oder diese Teile noch im Handel sind, weiß ich nicht.
So, das war es zur Erstbeschreibung berichte anschießend über die ersten Schritte auf der Baustelle.
Holger