Antikes griechisches Handelsschiff - Ein Projekt

  • Hallo! Ich bin ziemlich neu hier im Forum, nämlich seit heute angemeldet, und habe noch nie ein Schiff gebaut. Das will ich trotzdem einmal versuchen und ich denke, daß man hier die eine oder andere Hilfestellung finden kann. Meine bisherige RC-Karriere liegt 15 Jahre zurück und beschränkt sich auf Elapor-Flieger wie den Twinjet bzw. den Projeti (einen kleinen schnellen Deltaflieger mit Brushless), der Brushless war damals noch recht neu.


    Zu dem antiken Schiff bin ich auf zwei Wegen gekommen: einmal interessiert mich Geschichte generell, insbesondere die antike Geschichte, zum anderen über seglerisches Interesse speziell an den Rahseglern der damaligen Zeit. Man fragt sich, wie das Schiff mit dem Wind umgeht, insbesondere gegen den Wind zurechtkommt, und nach der Manövrierfähigkeit. Ob man dann vom Modell auf die damalige Realität rückschließen kann, wäre allerdings eine Frage, denn nach der Durchsicht einiger Videos auf Youtube ist mein Eindruck der, daß die dort gezeigten Modellschiffe nicht realistisch wirken. Einmal fehlt der Schaumstreifen: in der Realität haben wir schon bei ganz kleinen Segelyachten der 6-Meter Klasse einen Schaumstreifen am Bug und einen nachlaufenden am Heck. Bei Modellschiffen bleibt das Wasser klar, und die Schiffe machen seltsame Bewegungen, kurze, kippelige Bewegungen, die absolut unrealistisch sind und wie in Zeitraffer wirken. Das könnte allerdings daran liegen, daß die Modellschiffe vielleicht nicht die verhältnismäßig richtige Masse haben, sondern mit ihren tiefgezogenen Rümpfen anstatt Holz oder Stahl sozusagen als Nußschalen auf dem Wasser tanzen. So ähnlich wirkt das, was man bei youtube so sehen kann.


    Zum Thema Rahsegler mit RC-Bedienung findet man generell fast nichts, was am Markt ist, sind Schratsegler, welche mit einem Rahsegler keine Gemeinsamkeiten haben.


    Ich rechne damit, daß ich mir alle Komponenten selbst bauen muß, und bin gespannt darauf, ob das Ergebnis ein realistisches Fahrverhalten ergibt.


    Zu dem Zweck hätte ich gern einen Holzrumpf erstanden, es gab aber keinen, und den Rumpf selbst zu bauen ist mir für den Anfang zu aufwendig, solange die anderen technischen Fragen nicht geklärt sind.


    Daher habe ich mich für einen ABS Rumpf der Fa. Krick entschieden, das Modell Sirius.


    Es erfüllt von den Proportionen die Anforderungen an einen Nachbau wie beschrieben, denn die Handelsschiffe waren bauchig und relativ plump, im Verhältnis Länge zu Breite. Das mußten sie sein, wenn sie Fracht aufnehmen wollten und um bei schwerem Wetter genügend Stabilität zu besitzen.


    Mit 90 cm Länge bietet die Sirius die Voraussetzungen, um die erfordliche Segel- und Rudertechnik einzubauen. Ein erster Test in der Badewanne ergab, daß sie 8-9 kg Zuladung problemlos verträgt, da kann man also einiges einbauen. Und da muß man einiges einbauen. Das Lastenheft sieht wie folgt aus:


    1. Großmast mit Großrah und Rahsegel, ca. 100 (Breite) x 60 (Höhe) cm


    Bedienfunktionen:


    Fall (zum Aufziehen der Rah)
    Toppnanten (Greifen an den Enden der Rah an und richten die Rah horizontal aus)
    Geitaue (laufen schlaufenförmig unter dem Segel und dienen zum Aufgeien des Segels an die Rah)
    Brassen (greifen an den Rahenden an und bestimmen den Winkel zur Schiffsmittellinie)
    Schoten (Greifen an den unteren Ecken des Segels an holen das Segel in Bezug auf den Wind dicht)


    2. Ruderwerke an jeder Seite für 3 Ruder
    Die Ruderwerke sollen unabhängig voneinander vorwärts, rückwärts oder Stop laufen können. Beide vor oder zurück für Fahrt, beide im Gegensinn, um das Schiff zu manövieren, z. B. auf der Stelle zu drehen.


    3. Notantrieb (unhistorisch), um das Schiff bei Problemen vom Wasser heimzuholen, mit Schiffswelle und Schraube.


    4. Steuerruder.


    Zu Anfang hatte ich an folgende Vereinfachungen gedacht, um die RC-Komponenten nicht ins Kraut schießen zu lassen:


    Die Toppnanten werden nicht geführt, sondern an das Großfall angelascht (keine RC-Bedienung)
    Die Geitaue werden vorerst weggelassen.
    Die Brassen und Schoten laufen ja gleichförmig in dieselbe Richtung, das heißt wenn auf einer Seite angebraßt wird, werden sort auch die Schoten dichtgeholt. Daher ist erstmal angedacht, Brassen und Schoten mit Y-Leine über eine Segelwinde zu holen.


    Dann ergibt sich, so reduziert, zunächst an RC-Komponenten folgendes:


    1. Unhistorisch, aber um das Schiff im Ernstfall vom Wasser zu kriegen, 1 Antriebsmotor mit Welle und Schraube. Macht 1 Kanal proportional auf dem Gasregler
    2. Ruder (steuerruder) 2. Kanal
    3. Großfall Stellung rauf/runter. Entweder Segelwinde oder Getriebemotor mit Seilrolle, Bedienung ein Kippschalter, 3. Kanal
    4. Brassen/Schoten an Y-Leine über je eine Segelwinde pro Seite. Diese müssen von der Geberseite proportional einstellbar sein, also Zwischenstellungen erlauben, Kanäle 4+5
    5. Getriebemotoren für die Ruderwerke (Antriebsruder) auf jeder Seite, Stellung rechts - stop - links, macht zwei Getriebe motoren über Kippschalter, Kanäle 6+7


    Diese 7 Kanäle könnte man später noch mit den Geitauen, Toppnanten und separaten Schoten erweitern.


    Es wäre auch zu überlegen, ein Katapult einzubauen, mit dem man die Enten füttert. :lol:


    Meine gegenwärtige RC-Ausrüstung sieht folgendermaßen aus:


    MPX Royal Evo 9-Kanal (ca. 15 Jahre alt), wurde jetzt umgerüstet auf 2,4 GHz, und das funktioniert auch. Die Evo ist, wie alle Sender, eigentlich für Flieger programmiert. Sie besitzt aber auch zusätzliche Bedienelemente, nämlich zwei Proportionalgeber (in der Mitte, braucht man für das Fliegen niemals) sowie eine ganze Reihe von Kippschaltern. Bis auf die Einschränkung 9 Kanal sollte man damit erstmal hinkommen.


    Als Empfänger habe ich mir vorsichtshalber den MPX 16 Kanal besorgt. Damit man nicht später merkt, es reicht nicht hin. Größe und Gewicht spielen auf so einem Schiff, im Gegensatz zum Flieger, ohnehin keine Rolle.


    Soweit ich mich erinnere, gab es senderseitig für mehr Funktionen damals mal einen MPX Multinauten, der über einen Kanal 4-6 weitere Funktionen zufügte. Ob das jetzt mit 2,5 GHz noch funktioniert oder diese Teile noch im Handel sind, weiß ich nicht.


    So, das war es zur Erstbeschreibung berichte anschießend über die ersten Schritte auf der Baustelle.


    Holger

  • Abbildungen im Anhang passend zum Text.


    Der Rumpf ist aus ABS. Zunächst wurde in den Kiel ein 40x10 mm Buchenholzstab einlaminiert (Kleber UHU-Acrylit und Epoxydharz), um eine Basis für das Innengerüst zu gewinnen.


    Von da werden die Wangen und die Decks aufgebaut. Richtige Decks kann man nicht bauen, es muß ja erstmal Platz für die RC-Komponenten bleiben.


    Verbaut wurden (Bild 001) bereits der Antriebsmotor (600er Bürste), Stevenrohr und Schiffsschraube (wie gesagt unhistorisch), sowie die Ruderanlage (002). Je nach Auslegung des Servos kann das Ruder über die beiden Zahnräder oder direkt angelegt werden (003), weiß ich nicht, muß ich probieren. Das Ruder sitzt, historisch gesehen, an der falschen Stelle. Die Ruder wurden außenbords geführt, nicht durch den Schiffsrumpf. Das kann irgendwann später geändert werden.


    Ich mach die Beiträge mal nicht zu lang, weil ich mit den Foren-Funktionen für Dateianhänge noch nicht so richtig klarkomme.

  • Das laufende und stehende Gut wird über Taljen und Blöcke geführt.


    Ich hab da bei ebay Konsorten nichts passendes gefunden. Die Blöcke sind lt. Abbildung zwar historisch, wirken aber nicht funnktional. Ich will das aber gar nicht durch Fehlkäufe herausfinden, erstmal selber machen angesagt.


    Thema Taljen:
    Man überlegt sich, wie man die vielen Schiefen in der Außenkontur erstens noch spannen kann und zweitens, wo das Werkzeug das Maß findet. Für die in dieser Hinsicht einigermaßen kniffligen Taljen habe ich mir folgendes überlegt:


    Die Seilrollen werden im Maß festgelegt auf D=20 und L=7 mm. Das braucht man schon für ein laufendes Gut von ca. 2-3 mm, wie es für die Sirius passend wäre. Die Rollen kriegt man auf der Drehbank mit einmal Innenbohrung, Kopiermeißel von außen rein für die Nut und abstechen. Material POM. Geht schneller, als man das schreiben kann.


    Die Taljen sind da schon anspruchsvoller.


    Für die Seilrollen D=20 wurde 30 mm Rund verwendet. Wir haben dann eine Außenrundung schon kostenlos. Das Rund wird außen von jeder Seite 5 mm abgefräst (Abb. 004). Sinn ist es, Schrägen in der Außenkontur auf möglichst später zu verschieben, damit man ein Maß findet und bis zum Schluß spannen kann (Abb. 005).


    In diese Kontur wird in der Länge die Innenbohrung 6 mm reingesetzt, diese liegt 5 mm von der Mitte des 30 mm Rund. Dann folgen die Fräsungen für die 7 mm Scheiben quer dazu. Sowie daß man noch für die Aufhängung der Talje eine Konzentrische Bohrung in den Boden setzt. Fertig ist das dann bis auf die Schrägfräsungen. Diese kann man mit dem Winkelprisma passend abnehmen (Abb 006)


    Zum Schluß werden die Elemente gesägt. Ich mach das mit einem Kreissägeblatt auf der Fräse, die Oberfläche ist glatt, Nachbearbeitung nicht erforderlich.


    Bis auf den Umstand, daß das POM an den Kanten fasert. Das muß man mit der Hand generell nachbearbeiten.


    Alles fertig in Abb 007.


    Die Farben sind natürlich nicht so ganz historisch, man kann diese Elemente aber auch wie gezeigt aus Eiche oder Buche herstellen. Hab ich derzeit aber nicht greifbar.

  • Anspruchsvoller wäre da schon das Problem, wie man die 3 Ruder an jeder Schiffsseite dazu bringt, das Schiff zu bewegen.


    Im Prinzip würde es reichen, wenn die Ruder eine Kreisbewegung ausführen. Im unteren Teil des Kreises, wo das Ruder im Wasser liegt, haben wir eine halbe Kreisbewegung mit Vortrieb. Im oberen Teil des Kreises die 2. Hälfte, in der das Ruder in die Ausgangsposition zurückbewegt wird.


    Eine solche Bewegung wäre mit einem Exzenter ziemlich einfach zu bewerkstelligen, indem man an jedes Ruder eine Scheibe setzt für den Antrieb.


    Die Kreisbewegung ist aber keine effiziente Ruderbewegung. Effizient wird das erst, wenn das Ruder, wenn es eingetaucht ist, linear, auf gleicher Höhe, durch das Wasser gezogen wird.


    Das wäre dann eine Kombination aus Kreis- und Linearbewegung. Am Ende käme dann so etwas heraus wie die Außenkontur eines Langloches.


    Ich hab da einiges an Bastelei investiert, insbesondere die Linearführung ist nicht so ohne. Man ist erstaunt, welche Kräfte dabei auftreten. Und wenn die Qualität der Linearführung nicht ausreichend ist, verkantet sich das und der Motor bleibt stehen.


    Die Linearführung wurde also schrittweise verbessert.


    Jetztiger Stand sind 2 6mm Stahlwellen geschliffen, über die 2 Reiter aus POM gleiten (Aufbohrung 6.1 mm, bißchen Spiel muß sein), auf welchen dann ein Stab sitzt, auf dem die Komponenten angeklemmt werden. Diese Linearführung ist leichtgängig, leise und gegen jede Art von Kräften, die quer dazu einwirken (Verkanten oder Abheben) Verkantung sehr robust.


    Der Prototyp funktioniert.


    Antrieb ist ein 1:150 Getriebemotor. Der macht bei 12 V ca. 12 Umdrehungen pro Minute, was einer Ruderbewegung recht nahe kommt. Will man mehr, kann man an den Motor ein größeres Zahnrad ansetzen.


    Die Kraftübertragung erfolgt über Zahnriemen. Statt Zahnriemen könnte man auch Keilriemen nehmen (Problem: Spannung) oder Ketten (Problem: macht wohl Geräusche ???). Zahnriemen haben den Nachteil, daß bei größerer Last die Zacken durchrutschen. Damit stimmt die Synchronisation der Komponenten nicht mehr. Bei einer Kette würde aber möglicherweise der Motor blockiert.


    Statt langer Worte mal zwei Bilder, wie ich das Ruderwerk bis jetzt realisiert habe.


    Dazu habe ich mit dem Handy auch noch zwei Videos gedreht.


    Das erste Video zeigt das Ruderwerk mit kreisförmiger Bewegung.


    Im zweiten Video wird der Exzenter-Schlitten dazugenommen, also die Bewegung als Kombination aus Kreisbewegung und Linearbewegung komplett. Man sieht sehr schön, wie das Ruder dann linear durchzieht, wenn es eingetaucht ist. Als Anhalt dient hier die Tischkante: was drunter ist, ist im Wasser.


    Wie ich gerade feststelle, lädt er die Videos nicht hoch, womöglich wegen Dateigröße. Das ist schade. Ich muß mich da mal erkundigen.

  • Dazu einige Anmerkungen:


    Das Holzgestell muß man sich wegdenken, ist nur ein Ersatz für den Einbau im Schiff. Auf dem Stab, der das Ruder trägt, sind noch zwei Bohrungen vorgesehen für die insgesamt 3 Ruder, die er am Ende bewegen soll.


    Höhe ohne Gestell incl. Schiene 10 cm. Nach unten, zur Motorunterkante, nochmal 8 cm. Kann die Sirius ab. Da haben wir ungefähr 30 cm Höhe bis zum Kiel. Kann man das noch weiter miniaturisieren? Antwort: schwer vorstellbar, weil der Motor richtig Kraft bringen muß und eben ein großer Klotz ist. Zahnriemenscheiben D=30, zuwenig Zähne erleichtert das Durchrutschen, hier sind wir bei 18 Zähnen = Minimum, solange solche Kräfte übertragen werden müssen, die ich in der Spitze auf bestimmt 20-25 kg schätze (oder 250 N, wenn man will).


    Gewicht des Ruderwerks aktuell mit Scheiben aus Acryl: ca. 1300 g. Die Zahnriemenscheiben aus Acryl sind aber grenzwertig, wegen der Klemmung. Die Madenschraube in der Nabe neigt zum Durchdrehen. Wird wohl auf Alu hinauslaufen (+ 200 g).


    Der Motor, erst auf der Schiene, wird nun unter der Schiene geführt, wg. Schwerpunkt nach unten so gut es geht. Der Motor allein wiegt ca. 380 g.



    Zur kombinierten Kreis- und Linearbewegung:


    Optimal ist eine Phasenverschiebung von 180 Grad. Das heißt, wenn der Exzenter für die Kreisbewegung auf 0 Grad steht, muß der Exzenter für den Linearschlitten auf 180 Grad stehen.


    Warum?


    Reine Mathematik. Wellenüberlagerung. DIe Wellen können sich verstärken oder gegenseitig auslöschen. Bei jedem Durchrutschen des Zahnriemens, wo diese 180 Grad kleiner werden, macht das Ruder zunehmend weniger effektive Bewegunen, am Schluß kommt da gar nichts mehr herum.


    Für diesen Fall werde ich dann den unhistorischen Bürstenmotor mit Schiffsschraube anschmeißen und das Modell vom See holen. :lol:

  • Klingt nach einem aufwändigen und sehr interessanten Projekt!


    Du hast vermutlich ein Modell im Stile des Schiffsfundes von Kyrenia im Sinn, richtig?



    Zum Modellverhalten: Sobald man ähnliche Strömungsverhältnisse wie beim Vorbild erreicht ist das Verhalten von Modellen bis auf die Zeitabläufe vorbildgetreu.
    Meine Erfahrung: selbst bei winzigen Modellen ist das hydrodynamische Verhalten erstaunlich vorbildgetreu und lässt sehr gute Rückschlüsse auf das Verhalten eines entsprechenden Vorbildes zu.
    Die Sache mit dem Schaum (der Gischt) ist für uns Modellbauer sehr schwer zu lösen, aber für den Test der Eigenschaften der Vorbildfahrzeuge ist das auch nicht so schlimm.




    Es gibt drei wesentliche Hürden:


    1.) Der Übergang von laminarer zu turbulenter Strömung. Bei Modellen wo es auf genaue und belastbare Ergebnisse zum Strömungswiderstand ankommt, wird bei Modellversuchen eine Turbulatorschicht am Bug aufgebracht. Das sieht aus wie Schleifpapier, es soll die turbulente Strömung entlang des Rumpfes erzeugen. Der Effekt ist für uns Modellbauer vernachlässigbar. Da geht es um die letzten Prozent Genauigkeit.


    2.) die Geschwindigkeit bzw. die Zeit. Da Wasser nicht maßstäblich verkleinert werden kann müssen wir mit dem relativ dickflüssigen Saft vorlieb nehmen. Alternativen gäbe es prinzipiell schon (mit ernomem Aufwand). Sie sind aber bedeutungslos geblieben, weil es einen wirksamen Trick gibt: Das Modell entsprechend schneller bewegen, so dass bei Verkleinerungen von Schiffsformen die gleichen physikalischen Strömungsverhaltnisse im Wasser stattfinden. Das ist die weithin bekannte Formel Vorbildgeschwindigkeit dividiert durch die Quadratwurzel vom Modellmaßstab.


    In vorbildgetreuen Umgebungen wie einer Hafenanlage passt das wiederum nicht, da das für uns viel zu schnell gesteuert werden müsste. Da fährt man sehr langsam nach Maßstäblich zurückgelegten Strecken (also z.B. 1/100 stel der Geschwindigkeit des Vorbildes), das Wellenbild ist da dann eben nicht vorbildgetreu möglich.



    3.) Nochmal die Zeit: damit Wasser von 1 Meter Höhe fällt benötigt es eine bestimmte Zeit. Im Maßstab 1:100 hat es aber nur ein hunderstel der Strecke zu bewältigen, es müsste 100 Mal so lange brauchen, damit es optisch gesehen unsere Erwartung nach perfekt vorbildgetreuem Verhalten erfüllt. Das gleiche gilt für das Rollen (links rechts kippen). Im Endeffekt ist also bei Modellbooten das alles viel zu schnell. Wenn wir selbst mit Modellen unterwegs sind muss das unsere Phantasie ausgleichen (was uns im Allgemeinen gar nicht so schwer fällt), bei Filmaufnahmen ist die Sache dagegen sehr einfach: mit schneller Bildfolge filmen, sehr langsam abspielen.


    Ein Beispiel wo es deutlich langsamer abgespielt wird ist hier zu sehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=G2ghgPIQDjU


    viele Grüße,


    Maximilian

  • Zitat

    Original von hobbysegler
    Soweit ich mich erinnere, gab es senderseitig für mehr Funktionen damals mal einen MPX Multinauten, der über einen Kanal 4-6 weitere Funktionen zufügte. Ob das jetzt mit 2,5 GHz noch funktioniert oder diese Teile noch im Handel sind, weiß ich nicht.


    Holger


    Wenn Du das MPX M - Link System eingebaut hast, dann gibt es das hier: Klick


    4 vollproportionale Kanäle zusätzlich, allerdings ohne Programmierung/Trimmung.
    Ideal für Schalter und kleine Drehpotis.


    Vorsichtshalber aber mal bei MPX nachfragen, ob es bei Deiner Anlage funktioniert.
    Evtl. braucht man ein Firmware Update.

  • Kyrenia ist der Prototyp für alle damaligen Handelssegler. Er ist bei L=15 und B=4 Metern breitenmäßig allerdings an der Grenze. Warum man die Besatzung auf 4-5 Leute schätzt, erklärt sich mir nicht. Das scheint mir zuwenig zu sein. Es gilt das türkische Gulet, ein Schiffstyp, der heute noch gebaut wird, als Überbleibsel der Antike. Der ist allerdings viel länger, schlanker und ein Zweimaster. Für einen Einmaster passen die Proportionen nicht.


    Grober Zeitrahmen: 6. - 4. vorchristliches Jahrhundert, nach dem Ende des peloponnesischen Krieges, vor Alexander der Großen. Da hatte Griechenland maritim seine größte Ausdehnung, von Spanien (Gibraltar) bis zur ionischen Küsten (heute Türkei) und ins schwarze Meer (Krim).


    Es ist überliefert, daß in der Handelsmarine (auf Kriegssschiffen war es verboten) Sklaven eingesetzt wurden. Diese wurden, das ist auch überliefert, bei Schiffsverlusten oder sonstigen Vorfällen (Verlust der Ladung) beim Verhör gefoltert (es ging ja um viel Geld, und Betrug war an der Tagesordnung).


    Ich gehe davon aus, daß ein Handelsschiff damals unbedingt rudern können mußte, wegen der Flauten und bei Mannövern im Hafen. Macht 4-6 Sklaven für die Ruder und das Grobe sowie ca. 3-5 freie Männer, einschließlich des Schiffsführers.


    Die Proportionen der Krick Sirius passen dafür nicht ganz genau. Würde ich den Rumpf aus Holz bauen, würde ich mich bei 3-4 M Breite für eine Länge von ca. 17-18 Metern entscheiden. Dann würde alles passen.


    Man muß ja im Auge haben, daß eine Formstabiltät (die Fähigkeit, sich aus der Schräglag aufzurichten, hauptsächlich wichtig beim Rollen) nur durch die Breite entsteht. Die Galeeren damals waren schiffstechnisch gesehen absurde Konstruktionen, ewig lang und extrem schmal mit Ruderplattformen rechts und links, die den Schwerpunkt noch mehr anhoben. ABSOLUT NICHT ROLLSTABIL, daher gingen sie bei jedem Stürmchen zu dutzenden oder gar zu hunderten unter. Xerxes ließ sogar die Landenge der Chalkidike mit einem Kanal durhstechen, damit seine Schiffe nicht mehr um das Kap herumfahren mußten. Soviel Zutrauen hatten die selbst dazu.


    Die Handelsschiffe müssen damals von ganz anderem Schlag gewesen sein: seetüchtig, wetterfest und mit kleiner Besatzung zu segeln, und das über lange Strecken.


    Zu dem Thema Modellbau und Realistik:

    Die Gischt fällt wohl der Verkleinerung zum Opfer. Man kann das Wasser eben nicht maßstäblich verkleinern, wie du sagst, das wird der Grund sein. Darum verhält sich das auch alles nicht "so". Ich hab die Hoffnung, daß mit genügend Masse das Schiff realistischer wirken könnte, und keine Nußschale wird.


    Das (bearbeitete) Video mit der Aziz auf youtube wirkt tatsächlich schon "einigermaßen" echt vom Schiffsverhalten her. Aber auch nur einigermaßen.


    Wenn wir uns die Gischt wegdenken, können wir aus dem Modellbau aber vielleicht doch Rückschlüsse ziehen auf das Schiffsverhalten größerer Einheiten. Das war ja mein ursprünglicher Gedanke.


    Holger

  • Schiff ist seeklar! :lol:


    Wie die beiden Bilder einwandfrei beweisen, Schiffsmaschine ist drin, und die Ruderanlage ist rc-fähig. Bei den Zahnrädern bin ich geblieben, weil man dann mit der Servo-Anlenkung flexibler ist.


    Ich würd jetzt auch wirklich losfahren und meine Freud dran haben, mir den Schiffsrumpf in seinem Element zu betrachten. Was macht ein 600er Bürstenmotor mit einem 40mm 3-Flügel? Das würd ich wirklich gern probieren, nicht die geringste Vorstellung, wie das zusammengehen wird.


    Aber -15 Grad überall. Kein Wasser unter dem Kiel.


    Zu dem Ruder hätte ich eine Frage:


    Bedingt durch die Zahnräder (Spiel) "flattert" es ein bißchen, es hat am Ruderende so ca. 1-2 mm Spiel. Ist das o.k.? Oder soll das Ruder möglichst straff ohne jedes Spiel geführt werden?

  • Am meisten Aufwand an dem Schiff verursacht bis jetzt die Rudermechanik zum Antrieb der Riemen. Es sollen auf jeder Schiffsseite 3 Riemen angetrieben werden.


    Wie schon gesagt, erwies sich die Mechanik kniffeliger als gedacht, insbesondere an der Linearführung mußte nachgebessert werden.


    Die hauptsächlichen Kräfte entstehen durch den Exzenter und die Schubstange (Pleuel). Liegt der Pleuel außermittig (horizontale Komponente), neigt der Schlitten dazu zu verkanten. Diese Kräfte mit dem kleinen Getriebemotor würde ich auf gut 20 kg schätzen, in der Spitze auch mehr. Bei den Vorversuchen führte das dazu, daß die Führung verkantete und sofort blockierte.


    Zweitens hat der Pleuel ja eine vertikale Komponente. Je größer der Winkel des Pleuels mit der Horizontalen, umso stärker wirkt er darauf ein, den Schlitten nach oben aus der Führung zu reißen.


    Das Problem kann man entschärfen, indem man die Schubstange so lang wie möglich macht (der Winkel wird kleiner), allerdings ist das Schiff ja auch begrenzt. Zweitens, indem man den Anlenkpunkt auf gleiche Höhe legt wie die Exzenterwelle (dann ist es zwischen obe und unten ausgeglichen). Ist der Anlenkpunkt tiefer, entstehen große Kräfte nach oben, liegt er höher, wirkt die größte Kraft nach unten. Das wäre mir lieber, aber auch nach oben hat das Schiff nur begrenzt Raum.


    Zur Illustration, was gemeint ist, Foto von dem Prototyp mit den Komponenten.


    Die Linearführung muß also Kräfte absorbieren, die zur Seite kippen, und solche, die nach unten, vor allem aber nach oben reißen. Das Spiel darf hier nicht größer als 1/10 mm sein, und die Gleitflächen müssen glatt sein. Eigene Fräsungen mit der typischen Fräsrauhigkeit sind hier nicht gut geieignet, besser sind Fertigteile.


    Nach Erprobung müssen nun für jede Seite eine Linearführung hergestellt werden. Gleitlager sind je zwei 6mm Stahlwellen, geschliffen, gehärtet, Toleranz H8. Das ist absolut dimensionsgenau, glatt wie poliert. Eine Bearbeitung allerdings ist nur mit VHM-Werkzeugen möglich, mit HSS hat man da keine Chance.


    Hier nochmal der Aufbau der Linearführung, wie sie jetzt realisiert wird:


    Abb 1 zeigt den Basisstab, Alu, 12x12 mm. Für so etwas kann man POM nicht verwenden, POM neigt bei langen Stäben zu einer geradezu grotesken Durchbiegung.


    Auf den Basisstab kommen die Wellenflansche. Der in der Mitte ist unverzichtbar, weil sich auch Stahlwellen natürlich durchbiegen. Die Madenschraube an dem linken Flansch hält die Welle, damit sie nicht in Längsrichtung verrutschen kann. Dafür wurde in der Welle eine Nut eingestochen.


    Auf die Reiter wird nun der Schlitten aufgeschraubt. Der Schlitten hat beidseitig eine Radiusfräsung, damit die Madenschrauben der Aufsatzelemente sich dort richtig festklemmen können, ohne nach oben zu verrutschen, wie das bei Glattflächen der Fall sein könnte.


    Da es sich hier um einen Zahnriemenantrieb handelt, ist es wichtig, daß die Zahnriemenscheiben bzw. die Halterungen dafür sich beliebig in beide Richtungen verschieben lassen. Das ist hier der Fall, realisiert über den Schlitten mit Madenklemmschrauben.


    Die Wellen für die Zahnriemen sind zweifach Kugelgelagert. Das dritte Element für den Exzenter ebenfalls, hier stecken 2 Lager nebeneinander. Sinn ist es, den Pleuel möglichst zur Mitte zu führen. Will man noch mittiger, müßte man eine Kurbelwelle verwenden. Die kann man sich aus Silberstahl zwar relativ einfach hartlöten, war mir aber zu aufwendig.


    Die Sicherung der Lager erfolgt mit einer einzigen Made von oben, das reicht, solange die BOhrung wirklich formschlüssig ist (gerieben). Für die beiden Lager nebeneinander reicht es nicht, die werden mit Sägeschnitt geklemmt.


    Zum Schluß noch die Zahnriemenscheiben. Experimentiert wurde zunächst mit Modul T5, Stahlscheiben. DIese sind sehr schwer (ca. 95 Gramm bei 20 Zähnen). Dann Acrylscheiben (sehr leicht, aber zu instabil, insbesondere die Nabenquerbohrung mit der Made macht hier Kummer).


    Entscheidung daher für Aluscheiben. Und Wechsel des Moduls, wie zu sehen, hier nicht mehr T5, sondern AT5. Grund war, daß der Riemen leicht durchrutschte.


    Mit T5 auf 10 mm Riemenbreite hat man ca. 120 N Antriebskraft, AT5 leistet das Sechsfache, über 700 N.


    Technisch wär somit zu der Rudermechanik alles geklärt, und daher kann ich mich bald mit der Takelage, dem Segel und dem laufenden Gut befassen, was ich lieber täte als ständig irgendwelche Frästeile umzugestalten.


    In der Hinsicht ist jetzt schon klar, daß Segelwindenservos nicht verwendet werden können. Sie schaffen ca. 40 cm Weg (mit ganz dünnen Leinen, Polystyrol, 0.8 mm), sind nicht wirklich kräftig und eben zu klein, bedingt durch die Größe des Bootes werden stärkere Leinen und Wege von ca. 80 cm nötig sein.


    Angedachte Lösung ist, die Leinen mit Getriebemotoren und Seiltrommeln zu führen.


    Man muß das aber ausprobieren, läßt sich theoretisch nicht wirklich lösen.

  • Handwerkliches zu der erforderlichen Genauigkeit bei der Herstellung scheinbar so banaler Teile:


    Es soll ja alles leichtgängig sein. Dazu muß es aber auch exakt sein. Wenn das nicht der Fall ist, bemerkt man beim Anziehen der vielen Schrauben, daß es klemmt. Dann wurde nicht gut gearbeitet, und die Linearführung ist nicht verwendbar.


    Lagerböcke:


    Die Böcke waren beim Prototypen noch geteilt. Man kann die Lager fertig montiert mit der Welle dort einlegen und von oben das Gegenstück festschrauben. Das klingt zunächst einfacher.


    Man wird aber feststellen, je mehr bewegliche Teile, umso mehr Paßungenauigkeiten treten auf. Auch der Austausch von Teilen zwischen Komponenten, Richtung der Montage usw. kann zu Klemmungen führen, weil nicht alle Teile untereinander wirklich gleich sind.


    Man tut sich einen Gefallen, die Lagerböcke nicht zu teilen. Dann sitzt wirklich alles exakt in einer Linie.


    Wellenflansche:


    Für die Wellenflansche gilt ähnliches. Wichtig ist ja die Innenkontur. Abstand der Wellen 15 mm. Die Außenkontur der kleinen POM-Flansche wäre eigentlich unwichtig. Jedoch ist es so, daß man von einer Seite ja das Maß nehmen muß, beim Anfahren. Sind die kleinen Komponenten außen um 1 Zehntel ungleich, was bei POM schnell passieren kann wegen der Neigung, an den Schnittkanten zu fasern, besteht die Gefahr, daß man das eine von der einen Seite, das andere von der anderen Seite anfährt. Das ginge noch durch umdrehen bei der Montage zu heilen. Wenn aber zwischen den Bohrungen in einer anderen Ebene, hier rechtwinklig dazu eine Mittenbohrung reinmuß, ist die Symmetrie durchbrochen. Die Mittenbohrung von der falschen Seite angemessen, versetzt die Wellenflansche gegeinainder um das besagte Zehntel, und das war es dann.


    Ich hab mir so beholfen, daß ich jedes Teil mit Filzstift gekennzeichnet habe, und zwar die Kante, von der angefahren (gemessen) wird. So paßt das dann.


    Wie gut solche Konstruktionen sind, stellt man erst fest, wenn man nacheinander die vielen Schrauben fest anzieht. Wenn es dann noch leichtgängig ist, dann ist es gut.

  • Thema: Anlenkung der Ruder.


    Die Ruder (als geplante Antriebselemente) müssen an ihrem Ende aufgenommen werden (das wäre die Stelle, die im wirklichen Leben in den HÄnden der Ruderer liegt). Diese Aufnahme (Gabelkopf) muß drehbar sein. Solche Gabelköpfe gibt es als Fertigteile. Abb: Gabelkopf aus der Industrie (links, wie beim Prototyp verwednet) und aus Eigenfertigung (6 Stück rechts).


    Das Problem mit der Fertigteil ist nämlich, daß es zwar drehbar ist, aber in einem dünnen Blechstreifen gelagert, was für die Montage gut sein mag, jedoch nicht für Dauerbelastung in einer mechanischen Konstruktion. Daher wurden die Teile neu entworfen. Sie verfügen nun über einen Zapfen (6 mm), der in zwei Kugellagern geführt und durch einen Sicherungsring gesichert ist. Ich möchte damit vermeiden, daß bei meinem Schiff auf der Mitte vom See die Ruder den Geist aufgeben.


    Bei solchen Teilen, die sowohl viereck als auch Rund enthalten, kann man von Rund nach Viereck arbeiten oder umgekehrt. Von Rund nach Viereck heißt nach dem Andrehen in der Fräse mit schwacher Aufspannung viel Material wegfräsen, um zum Viereck zu kommen (suboptimal), hier wurde daher umgekehrt von Viereck nach Rund gearbeitet, was beim Spannen in der Fräse deutlich vorteilhafter ist.


    Dazu muß man allerdings den Vierkant erstmal mittig in das Dreibackenfutter bringen. Es gibt Vierbackenfutter, ein unheimlicher Aufwand, das mal eben auszuwechseln und rückzubauen, und wenn die Backen einzeln verstellbar sind, noch mehr Aufwand. Daher diese kleine Hilfskonstruktion (Abb. 2 ff).


    In ein 40 mm Rund wurde eine 12 mm Nut gesetzt, plus Aufmaß für das Halbzeug 1,2 Zehntel, damit das wirklich mittig sitzt, von beiden Seiten angefahren und der Weg gemittelt. In Verlängerung der Nut ein Sägeschnitt. Wenn man das Vierkant damit in das 3Backenfutter setzt, drücken die Backen die Hülse zu und der Vierkant sitzt auf einige Hunderstel genau in der Mittenachse. Man kann sogar zurücksetzen und nacharbeiten.


    Man erkennt, wie schön das in der Drehe funzt.


    Bei der Endbearbeitung in der Fräse leider Aufbauschneide. Werkstücke noch verwendbar, gewinnen aber keinen SChönheitspreis. Daher kleiner Hinweis:


    Das nicht verwenden: AlMgSi05 (AlMgSix) (EN AW 6060) 3.1645


    Alles, was Si-x am Ende hat, macht AUfbauschneide, führt zu Werkzeugbruch und verschmierten Kanten. Es läßt sich allerdings hervorragend eloxieren, darum ist es weit verbreitet.


    Statt dessen wo immer möglich AlCuMgPb (EN AW 2007) 3.3206 , oder Duraluminium oder AL-Zink-Legierungen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Hatte ich aber leider nicht zur Hand und ich wollte nicht warten, bis das neue Material eingetroffen war.


    Der Anschluß der Ruder:


    Als Schaft dient 8 mm Buchenholzstab. Das Unterteil des Gelenks ist aus POM.


    Von unten gesehen: das Buchenholz wurde mit 4mm Madenschraube gesichert, die Gabelköpfe mit Sicherungsring. Vor allem wegen der doppelten Kugellager


    Die gesamte Rudermechanik ist nun fertig. Der Einbau in das Schiff ist weitgehend vorbereitet. Bei dem einsetzenden Tauwetter rechne ich mit dem Stapellauf der Sirius Anfang Februar.

  • Einbau der Ruderanlage.


    Da im Schiff schon einige Spanten und Decksplanken verbaut waren, gestaltete sich der Einbau schwieriger als nötig. Richtig wäre es, mit dem Rumpfaufbau erst zu beginnen, wenn die Komponenten bekannt sind. Die Ruderanlage mußte angepaßt werden, dabei half der modulare Aufbau, daß die Lagerböcke auf einer Schiene linear verschieblich angebaut sind.


    Zur Trimmung und den Gewichtsverhältnissen: Die Ruderanlage wiegt pro Seite ca. 1400 g. Sie sitzt aber, wenn auch nicht so optimal wie es möglich gewesen wäre (s.o.) ziemlich dicht an der Schiffsmitte, die Gewichtsverteilung ist auch nicht ungünstig, weil der schwere Getriebemotor fast auf dem Kiel hockt.


    Würde man das ganze Schiff nochmal neu aufbauen, könnte man es noch einen Tacken mittiger und tiefer setzen.


    Im ersten Bild ist der Schiffsmotor mit Welle zu sehen (der Notantrieb, falls mal was passiert, normal soll es ja unter Segel und Rudern laufen). Die Ruderdurchlässe sind beidseitig kegelgesenkt, damit die Ruder nicht verkanten. D=19. Könnte man vielleicht mit D=16 auch hinbringen, Ruderschäfte messen D=8 (Buchenholz). Das mittlere Ruder ist übrigens verkehrt angebracht, es steht auf dem Kopf. Daher ist es im Video (siehe unten) nicht ganz harmonisch.


    Zweites Bild von oben gesehen: Die Ruder befinden sich knapp vor der Mitte, das wirkt wie Frontantrieb, man muß nicht gegensteuern, weil das Schiff nach vorn gezogen wird.


    Die RC-Ansteuerung der Ruder erfolgt für jede Seite separat mit einem eigenen Getriebemotor. Man kann also vorwärts rudern (beide Motoren gleichzeitig), rückwärts rudern (dito) sowie um das Schiff um die vertikale Achse zu drehen, nur einseitig rudern oder auf beiden Seiten in verschiedener Richtung, so daß das Schiff auf der Stelle dreht (jedenfalls ist es so gedacht).


    Abb. 3 zeigt noch einmal, wie dicht die Komponenten an der Schiffsmitte verbaut sind. Das ist für die Trimmung natürlich vorteilhaft.


    einbau1.jpgeinbau2.jpgeinbau3.jpg


    Zum Schluß noch ein kleines Video über youtube:


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    Die ganze Mechanik arbeitet sehr leise, es sind keine Lastspitzen auszumachen (hört man am Motorlauf), weil diese mechanisch alle ausgemerzt wurden, dies betraf besonders den Exzenter, der die ganze Mechanik über den Schlitten verschiebt. Der Pleuel wurde verlängert, die Anlenkung auf Wellenhöhe mit dem Exzenter gebracht, und die Linearführung läuft sehr leichtgängig, ohne dabei mehr als 5/100 mm Spiel zu haben, und ist gegen Verkanten belastbar.


    Man erkennt, das ist kein Deutschland-Achter. Eher gemütlich. Der Getriebemotor hat mit 12V sein Maximum erreicht (12 U/Min.), um das zu beschleunigen, müßte man entweder einen anderen Motor verwenden mit geringerer Untersetzung oder die Zahnriemenscheibe am Motor größer wählen. Insgesamt scheint mir aber die Ruderbewegung vom Tempo her recht natürlich zu wirken.


    Der Zahnriemenantrieb AT5 (5 mm Teilung metrisch) in Verbindung mit den Alu-Rädern läuft hervorragend. Zugbelastbarkeit geht bis 700 N, die wir hier aber nicht brauchen, ich schätze mal, da wirken so durchgängig 120-180 N.


    Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag.

  • Zur RC-Steuerung eines Rahseglers:


    Es wurden einige Vorversuche gemacht. Aus dem Verhalten der Komponenten ergibt sich aktuelle folgendes Bild, wobei ich auch um Hinweise bitte, falls was falsch ist oder es bessere Möglichkeiten gäbe.


    A Brassen


    Die Brassen bewegen die Rahnocken (=die Enden der Rah) nach achtern. Man braucht das, um die Segelstellung an den Wind anzupassen. Wenn der Wind schralt (dreht nach vorlicher), muß die Brasse dichtgeholt werden. Raumt der Wind (dreht nach achtern), muß man die Brasse fieren.


    Beim Holen muß auf der Gegenseite gefiert werden, sonst geht es nicht.


    Daraus ergibt sich, daß die Brassen zweckmäßig mit einer zweigeteilten Seiltrommel bedient werden, auf der die Leinen gegenläufig aufgewickelt sind. Dreht die Trommel so, daß sie die eine Seite dichtholt, gibt sie auf dem gegenläufigen Teil die Schot für die Gegenseite frei.


    Die Trommel muß in jeder beliebigen Stellung angehalten werden können, sie darf nicht in die Mittenstellung zurücklaufen.


    Das kann man geberseitig mit einem Prop-Kanal machen (von denen meine Royal Evo aber nur zwei hat) oder mit einem Schalter mit Mittelstellung: rechts/stop/links.


    Als Antrieb kommen in frage:


    1: Segelwindenservo mit geteilter Trommel (so wie er serienmäßig geliefert wird)


    Macht ca. 40 cm mit sehr dünner Schnur. Bei mehr Weg oder dickerer Leine (Polyprop ist nicht wirklich skale) bräuchte man eine größere zweigeteilte Trommel (hab ich im Zubehör nirgends gefunden). Vorteil: Endschalter sind definiert, Servo hält nach ca. 3-4 U von selbst an. Nachteil: Wege reichen nicht, oder, wenn größere Trommel, vielleicht nicht kräftig genug.


    2. Getriebemotor mit geteilter Seiltrommel


    Vorteil: kräftig, macht jeden Weg. Nachteil: hält nicht von selbst an, muß optisch kontrolliert werden, was vielleicht nicht immer klappt, und reißt dann beim Weiterlaufen möglicherweise alles in den Klump.


    B Toppnanten


    Die Toppnanten laufen von der Rahnock zum Mast an eine höher gelegene Stelle (sie müssen oberhalb der Rah angeschlagen sein) und dienen zur Ausrichtung der Rah über der Waagrechten. Sie werden, wie das Großfall, am Mast entlang nach unten geführt und dort angeschlagen. Ich wollte die Toppnanten ursprünglich an das Großfall anschlagen, so geht es aber nicht. Es gibt nämlich einige Probleme damit, abesehen davon,Problem nr. 0, daß sie oberhalb der Rah angeschlagen sind.


    Nr. 1, wenn man nur ein Segel führt:


    Bei großen Rahseglern des 16./17. Jahrhunderts blieben die Rahen dort, wo sie waren, nämlich oben am Mast. Die Segel wurden dann an den Rahen angeschlagen. Deshalb konnte man auch geteilte Masten mit Eselshaupt verwenden. Hat man nur eine Rah, muß man diese auch niederholen können. Und dann müssen die Toppnanten mitlaufen, sonst geht es nicht, also brauchen die Topnanten eine Leine von mindestens Masthöhe.


    Nr. 2 Verhalten der Rah beim Brassen:


    Wird die Rah dichtgeholt, zieht die Brasse die Rah zur Schiffsmitte nach achtern, aber auch nach unten, weil dort ja der Anlenkpunkt sitzt. Dann steht die Rah schief, nämlich vorn hoch. Um die wieder auszurichten, müßte der Lee-Toppnant geholt werden. Der wirkt aber gegen den Zug der Brasse. Um den Toppnanten zu holen, müßte man also die Brasse Zug um Zug fieren, und dabei den Toppnanten holen, in kleinen Schritten, damit die Segelstellung erhalten bleibt. Ist das geschehen, steht die Rah dicht am Kiel und ist gleichzeitig horizontal ausgerichtet.


    Daraus ergibt sich, daß der Toppnant unbedingt angesteuert werden muß. Bei 60-70 cm Weg gilt auch hier: entweder Segelwindenservo mit größerer Trommel, oder man muß einen Getriebemotor einsetzen.


    C Großfall


    Das ist relativ unkompliziert. Hoch oder runter ohne Zwischenstellungen.


    D Schoten


    Die Schoten ziehen den Segelhals (die Ecken unten) nach achtern, arbeiten also gleichsinnig mit den Brassen. Allerdings sind die Wege nicht gleich. Ursprünglich wollte ich die Schoten mit Y-Leine zusammen mit den Brassen führen, das geht aber nicht, wegen der beschriebenen Probleme mit den Toppnanten. Also eigene Ansteuerung, wie üblich Segelwinde oder Getriebemotor mit Seilwinde.


    Man wird nun einigen Aufwand in die Führung der Leinen und Schoten stecken müssen, damit die Servos das machen können, was sie sollen, ohne daß die Leinen vertörnen.


    Die Royal Evo 9 hat 2 Prop-Kanäle (Schieber). Mit 2 Segelwindenservos wäre dann eigentlich Schluß. So wie ich einen Schalter verstehe, rechts/stop/links, bleibt der bei STOP in der Position stehen und führt den Servo oder Motor nicht in die Mittelstellung zurück (hoffe ich!). Wenn dem so wäre, gäbe es von der RC-Seite keine Probleme. Wenn die Schalter auf Mitte zurücksetzen, allerdings schon. Muß ich probieren. Für einen Flächenflieger gibt es das Problem gar nicht, es sei denn, er hat ein ausfahrbares Fahrwerk. Hatte ich nie.

  • Thema: Schiffsrumpf neu aufbauen


    So, ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, auf den jeder Anfänger mal stößt: Sackgasse.


    Das Schiff ist ja frei konzipiert, ohne Bauplan, ganz im Gegensatz zu den Fertigmodellen, die man früher mal zusammengebaut hat. Basis war diesmal nur der ABS-Rumpf.


    In den wurden Holzplanken und Wrangen verbaut, um erstmal ein solides Gerüst in Verbindung mit dem Rumpf zu erhalten. Jetzt stelle ich fest, daß für die genaue Platzierung der RC-Komponenten diese bereits verbauten Spanten im Wege sind. Man kann also nicht freihändig nach oben oder in Längsachse versetzen, weil immer irgendwas im Weg ist. Und es gibt keine gute Möglichkeit, die bereits verklebten Wrangen und Spanten zu entfernen, weil der Rumpf im Weg ist. Man kann dort keine Bearbeitungsmaschinen verwenden, auch mit der Handsäge kann man nicht ran.


    Jetzt kommt die Entscheidung: erstmal weiterbauen und sehen, was herauskommt, oder alles neu? Ich hab mich für das letztere entschieden und werde daher einen neuen Rumpf komplett neu aufbauen. Aber nicht so, daß ich Spant für Spant in den Rumpf einleime, sondern indem ich mir außerhalb des Rumpfes ein freitragendes Holzgerüst so aufbaue, daß man es am Ende nur noch in den Rumpf einsetzen und dort verkleben muß.


    In dieses Gerüst werden zuvor alle RC-Komponenten eingebaut.


    Der Vorteil wäre, daß man bis dahin alle Holzteile mit Maschine oder mit der Handsäge bearbeiten kann, daß man genaue Maße nehmen kann und bei der Montage der RC-Komponenten und Antriebsmotoren völlig freie Sicht und von überall Zugriff hat.


    Im Grunde ist es ziemlich genau so, wie man früher Autos gebaut hat: Die wurden über einem Leiterrahmen gebaut, und wenn alles fertig war, wurde die Karosserie nur noch drübergestülpt und festgeschraubt. Der Landrover mit seiner Alu-Karosserie ist so ein Beispiel. So baue ich also das ganze Schiff mit allen Motoren und der ganzen Technik und stülpe am Ende nur noch den Rumpf über.


    Statt Ungefähr-Maße und mit Hand mühsam anpassen (ein Graus, der Blick auf die Fugen ist wirklich grausig) kann man dann alle Bauteile mit der Maschine machen und , was auch wichtig ist, unpassende Bauteile sauber wegnehmen.


    Dabei wären auch weitere Verbesserungen möglich bzw. nötig:


    Zum Beispiel macht der Antriebsmotor mit Schiffswelle und Prop (der Not-Motor) höllisch Krach, weil er das ganze Schiff als Resonanzboden benutzt. Der gehört in ein Moosgummi-Bett gesetzt (das kann ich nachträglich nicht mehr machen, komme an die Bauteile nicht mehr heran). Ebenso könnte man das Stevenrohr nur mit dem ABS-Rumpf verkleben, aber es vom Kontakt mit den Holzplanken isolieren,indem man dort reichlich Platz läßt und den Hohlraum mit Silikon auffüllt. Das müßte für die Lärmentwicklung jede Menge einbringen.


    Letzlich wäre es überhaupt logisch, auf den ABS-Rumpf völlig zu verzichten und am Ende, wenn alles Fertig ist, die Konstruktion in Holz zu beplanken. Dazu bräuchte ich aber einen Plan von den Spanten, und den habe ich nicht. Aber kommt Zeit kommt Rat.

  • Huii, Du baust technisch sehr fein! Fast schon ein Uhrwerk, und vor allem: es funktioniert sogar sehr gut!


    Für die Windenabschaltung kann ich eine kleine Idee beisteuern: Die Winde auf einem beweglichen Schlitten und nur mit einer Feder gegen die Zugkraft anhängen. Wird der Zug zu stark (bevor die Zugschnur abreisst) dehnt sich die Feder soweit, dass ein Mikroschalter (wie die mechanischen Endschalter bei einfachen CNC Fräsen) betätigt wird, der zum sofortigen Abschalten der Winde führt. Aktiv bleibt nur noch die andere Drehrichtung auf Anforderung. Geht auch bei zwei Zugrichtungen auf einer Winde mit Schalter je Seite (und Drehrichtung).



    Das mit den Platz blockierenden Spanten ist sehr schade wo Du gerade so schön in Schwung warst! Bei dem Aufwand den Du hier betreibst wäre ein originalgetreuer Rumpf natürlich noch ein weiteres Highlight. Die scheinen ja rund um diese Repliken und Museen durchaus gut rekonstruierte Pläne zu haben, vielleicht kommst Du da mit etwas Aufwand ran?! Einen Linienriss dann zu einem sinnvoll strakenden Spantenplan in beliebiger Größe zu machen kann ich Dir anbieten. Wäre auch CNC fräsbar weil ich das komplett auf CAD mache, Platz für Einbauten im Rumpf kann man da bei den Spanten auch mit berücksichtigen.



    Einen ungefähren Linienriss habe ich, also im Prinzip ginge es auch ohne Recherche wenn's nicht allzu perfekt sein muss. (Das ist erstmal ein ganz schnelles 3-D Modell, an der Kimm und am Kiel müsste ich noch etwas verfeinern, und das Deck fehlt auch noch)
    Das hier gezeigte hätte bei 100 cm (1:15) 6 kg Verdrängung beim teilbeladenen Zustand wie auf meinen Bildern. Weitgehend beladen dann in etwa 9 kg Verdrängung, voll beladen (1,7 Meter Tiegfgang) wären es 12 kg. Da sollte das Deck dann aber schon wasserdicht sein wenn mal eine Bö vorbeikommt...


    viele Grüße,


    Maximilian


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