Solarboot Runabout Mini

  • Hallo Schiffsbaufreunde


    Im Modellbau bin ich eigentlich im Modellsegelflug zuhause. Doch manchmal ist es ganz interessant ein paar Seitenblicke zu wagen…
    Hier meine Geschichte, wie mein erstes Modellboot entstand.


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    Vor wenigen Jahren paddelte ich im Faltboot auf dem Bodensee. Ein heisser Sommertag, unglaublich viel los, entsprechend laut waren die vielen Motorboote und es roch manchmal etwas streng. Im Yachthafen bei Altenrhein denke ich mir beim Anblick der viele Boote, wie toll es doch wäre, wenn diese Boote elektrisch mit Sonnenstrom fahren könnten. So trage ich also schon länger die Idee ein Solarboot zu bauen mit mir herum. Die Idee ist aber in der Schublade für Träume abgelegt.


    Kürzlich stand ich wieder vor der Frage was ich meinem Patenkind zum Geburtstag schenken könnte. Wenn schon nicht in gross so könnte ich doch mit ihm in klein ein ferngesteuertes Solarboot bauen. Ausserdem passen Boote gut in sein Beuteschema, schliesslich ist sein Onkel ein Abendteurer. Der Onkel hat sich seinen Bubentraum erfüllt, indem er sein Traumboot mitten in der Stadt in einem alten Güterschuppen baute, um danach die Weltmeere zu erobern.
    Dies alles macht mächtigen Eindruck auf den Jungen.


    Und so nahm das Projekt seinen Lauf. Die Idee aus der Traumschublade wird verkleinert.
    Ausgesucht haben wir schliesslich ein kleines Boot, welches wir im aerofred.com gefunden haben. Das Modell wurde von Claude Lecomte gezeichnet und heisst Runabout Mini électrique. Den Plan skaliert auf ein A3 Blatt bildete die Grundlage.


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    Bei solartoys.ch fand ich dann ein Grundset für Solarboote. Die Grösse des Bauplans wurde nochmals auf diese Komponenten angepasst. Nach ein paar Experimenten mit den Komponenten, fand ich heraus, dass es weniger sinnvoll ist ein rein solarbetriebenes Boot zu entwickeln. Zu schwach war der Strom für Antrieb und Fernsteuerung. So wurden ein Akku konfektioniert aus vier NiMh Zellen der Grösse AA mit der Nennspannung 4,8V und 2’200mAh. Mit 1/10 C also ungefähr 200mAh kann dieser Akku dauergeladen werden ohne Schaden zu nehmen. Somit musste ich aus dem Solarbausatz die Solarzelle ersetzen und fand auf salefactory.ch eine passende Zelle mit der Grösse 60mmx110mm und den Kenndaten 6V, 0-200mA und 1W Nennleistung. Toll, diese Zelle passt gut um den Akku langsam zu laden. Eine kleine Diode an die Solarzelle gelötet, verhindert, dass die Solarzelle bei Dunkelheit zum Verbraucher wird und Strom aus dem Akku zieht.
    Perfekt! Nun haben wir ein funktionierendes Konzept. Zwei Sonnentage muss das Boot auf dem Fensterbrett weilen um den leere Akku wieder voll aufzuladen. Bei Sonnenschein kann die Betriebsdauer, dank Sonnenstrahlen, merklich verlängert werden.


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    Wahrscheinlich wird der Solarmotor mit der Zeit wegen Überlast den Geist aufgeben, dann wäre ein Mabuchi 280 Speed ein Versuch wert. Damit wäre wahrscheinlich das Boot etwas flotter unterwegs. Noch ist es zu früh gefestigte Aussagen zu machen, zu jung ist das Boot. Doch die Feuertaufe hat das Boot sehr gut bestanden. Bei heftiger Bise und Wellengang auf dem Weiher in der Grün 80 bei Basel und bei gefühlten -10C°, machten die Bootsfahrten mächtig Spass.
    Die Schnellladeschnittstelle wurde bis heute noch nicht gebraucht. Somit konnte das Solarboot, bisher alleine mit Sonnenenergie, schon etliche Stunden bewegt werden. Es funktioniert!


    Hier einige Daten:


    Name: Runabout Mini électrique (aerofred.com)
    Länge: ca. 36cm (skaliert auf A3)
    Gewicht: 500g


    Motor: Solar 300 Speed (solartoys.ch)
    Akku: 4s AA 4,8V/2’200mAh NiMh
    Fahrtenregler mit BEC: 20A (hebu-shop.ch)
    Solarzelle: 6V, 200mA, 1W (salefactory.ch)
    Diode: 1N4001
    Stevensrohr, Kupplung, Propeller (25mm) und Ruder sind wahrscheinlich von Aeronaut oder als Bootsantrieb mit „unpassender“ Solarzelle bei solartoys.ch erhältlich.


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    Baumaterialien/Konstruktion:
    Rumpf aus Kiefernleisten, Pappelsperrholz (Spanten), 1,2mm Flugzeugsperrholz, Balsaholz für Unterfütterung für Bug und Heck. Der Kiel besteht aus 4mm Kiefer (Durchmesser Stevensrohr) und beidseitg mit 1,2mm Flugzeugsperrholz beplankt.
    Das Deck besteht aus 7x10mm Balsaleisten mit 1,5x10mm ABS Kunststoffleisten in Weiss.
    Das Deck wurde anschliessend vollflächig unterfüttert mit 1,2mm Flugzeugsperrholz. Im Cockpit (oder wie heisst das bei Schiffen?) wurde ein grosser PET-Flaschenverschluss einer Orangensaftflasche verwendet. Unter diesen Deckel befindet sich der Ein-Ausschalter, Ladekabelanschluss und die Betriebs-LED des Reglers. Über einen Leistungsschalter wurde noch ein Beeper als „Hupe“ installiert. Schliesslich ist so ein Solarboot sehr leise und wenn dann mal eine Ente im Weg ist… hm, hoffentlich bekommt die Ente keinen Herzinfarkt bei dem schrillen Ton. Sonst gibt es Peking-Ente.
    Das Deck ist vollflächig auf den Rumpf demontierbar verschraubt. Als Zwischendichtung dient ein zugeschnittener Moosgummibogen aus dem Bastlerbedarf.
    Das Holz wurde vor der Lackierung gebeizt mit Beize von Clou. Das Deck in Hellrot, der Rumpf in Mahagoni hell.
    Das Holzwerk wurde vor der Lackierung noch mit Porenfüller grundiert und anschliessen mit Bootslack lackiert. Im Lack habe ich mich aber vergriffen. Grosszügig wollte ich in mehreren verdünnten Lackschichten ein gutes Ergebnis erzielen. Doch es bildeten sich weisse Flecken und Schlieren. Es stellte sich heraus, dass der Bootslack nur maximal 5% Verdünneranteil verträgt. Für Modellbau ist der Bootslack aus dem Baumarkt wegen der dickflüssigen Verarbeitungskonsistenz her nicht geeignet. Die Wasserlinie habe ich auch nicht ganz getroffen und befindet sich nun vollständig „unter Wasser“.


    Dem Patenkind sind die kleinen Makel aber egal, im gefällt das Boot. Das nächste Projekt soll eine Rakete mit Solarantrieb werden. Hm, da werde ich wohl den Herr Musk aus Amerika fragen müssen, wie das gehen soll?
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  • Die Idee mit dem PET Flaschenhals nebst Deckel finde ich brillant. Das hat Kopiergefahr, zumindest bei mir. :thumbup:


    Insgesamt echt ein schönes Projekt. Viel Spaß euch zweien damit.

    Gruß, René


    Fahrfertig: Condor 9, Seabex One
    In Restauration: Tito Neri --> wird zur Fairplay XVII
    Vertagt: Adolph Bermpohl
    Fertig im Regal: Vegesack
    Auf dem Regal: Krabbe Tön. Nie fertig geworden (mach ich später :-)) )
    Im Lager: Pegasus III Baukasten, Thyssen II und Happy Hunter zum restaurieren

  • Wow, danke für die positive Resonanz :)
    Brennstoffzelle wäre auch eine interessante Alternative.
    Den PET-Flaschenverschluss war notwendig, da im Sommer im Stadtpark viele Kinder im Brunnen baden. So wird wirkungsvoll das Eindringen von Wasser ins Boot verhindert.


    @max30
    Bau es! :nick:
    Die 10 Zellen in Serie, könnten einen kleinen Akku mit 4,8V sauber aufladen.


    Hier noch ein kurzes Video. Wegen zugefrorener Weiher war der Stapellauf in die Badewanne.
    Nach insgesamt fast zwei Stunden im Badezimmer meinte er, ich bräuchte eine grössere Badewanne... so ungefähr 30 auf 30 Meter würden ihm genügen.


    Externer Inhalt vimeo.com
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    LG Peter

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