Guten Tag MitModellbauer,
ich habe ein wenig mit Mister Verrina (von UHU bzwBoltonadhesives)per Mail geschrieben und dabei ein paar (zumindest für mich) interessante Dinge über Kleber und deren Anwendungen erfahren die ich gern mit euch teilen möchte:
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Sehr geehrtes UHU-Service Team,
durch euren Klebeonlineberater habe ich zwei passende Kleber (Acrylit und
Max Repair Extreme) für meinen Anwendungsfall (Modellschiff aus ABS) gefunden.
Für die Verbindung ABS mit ABS wird Acrylit und für die Spanten (Holz
auf ABS) Repair Extreme empfohlen.
Ich konnte allerdings keine Infos dazu finden wie sich die Kleber in Kombi
mit Matten verschiedener Art verhalten also Glasfaser, Carbon und inzwischen
drängen auch Naturfasermatten auf den Markt wie z. B. Bambusmatten.
Ich konnte ebenfalls keine Infos dazu finden, weshalb Stabilit Express
bei Bauhaus aus dem Programm genommen wurde, der Mitarbeiter meinte nur
das Stabilit nicht mehr gesetzeskonform sei.
Mit ihrer Erlaubnis würde ich die Antwort auch gern auf verschiedenen
Modellbauforen teilen, auf diese Weise haben alle anderen Modellbauer auch
einen Vorteil von meiner Anfrage.
MfG
Nik
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Bei UHU Plus acrylit und Pattex Stabilit express handelt es sich um Methylmethacrylat-Klebstoffe.
Da Pattex eine Marke unseres Mitbewerbers Henkel ist, kann ich Ihnen hier
wenig sagen, weshalb der Klebstoff aus dem Endkundenmarkt genommen wurde.
Bei UHU Plus acrylit ist es aber so, dass er seit Ende des vergangenen
Jahres durch verschärfte Vorschriften nicht mehr an Endkunden verkauft
werden kann. Da wir im gewerblichen Bereich andere Methacrylate vertreiben,
wurde das Produkt eingestellt.
Es ist richtig, dass Methacrylate vibrationsfeste Verklebungen mit vielen
Kunststoffen ermöglichen. Dies ist vor allem relevant, wenn Kunststoffe
mit anderen Materialien, wie Metallen, verbunden werden sollen. Werden
aber klebbare (polare) Kunststoffe miteinander verklebt und die Fügeteile
passgenau sind, kann sehr gut eine sog. Kalte Verschweißung ausgeführt
werden. Dabei werden die Kunststoffoberflächen durch die Lösemittel des
Klebstoffs leicht angelöst und chemisch miteinander verschmolzen (Diffusionskleben).
Dies ermöglicht fast stoffschlüssige Verbindungen, die anderen Klebeverfahren
in der Regel überlegen sind. Von UHU können Sie hier bspw. mit UHU
Allplast, UHU Hart Kunststoff oder UHU Plast Special arbeiten.
Gängige klebbare Kunststoffe sind Hart-PVC, PC, PS, PS-Typen (ABS, ASA,
ASN, etc.), PLA, PMMA (Plexiglas, Acrylglas).
Bei Verbindungen von Kunststoff mit anderen steifen Materialien oder wenn
ein Spalt besteht, können Methacrylate eventuell durch Epoxidharze ersetzt
werden. So bietet bspw. UHU Flüssigmetall eine starre Aushärtung
und kann auch gut mechanisch nachbearbeitet oder überstrichen/überlackiert
werden. Besonders CFK und GFK lassen sich hervorragend mit Epoxidharzen
verkleben.
Bei UHU Max Repair extreme handelt es sich um einen Reaktionsklebstoff,
der über Luftfeuchtigkeit bzw. Kondensationsfeuchte auf den Materialien
aushärtet. Der Klebstoff enthält weder Wasser noch organische Lösemittel.
Nach der Aushärtung bleibt der Klebstoff elastisch. Es können daher auch
flexible Materialien gut verbunden werden. In dünner Schicht und steifen
Materialien fällt die Elastizität nicht auf, führt aber zu sehr guter
Vibrationsbeständigkeit und dem Vermögen Wärmeausdehnungen bzw. -schrumpfungen
in den Materialien auszugleichen ohne zu reißen oder von der Oberfläche
abzuplatzen. Spalte kann der Klebstoff auffüllen und durch seine gute
dichtende Wirkung wird er nur schwer von Flüssigkeiten unterwandert.
Der Klebstoff hat duroplastischen Charakter und ist chemisch nicht mehr
löslich.
UHU Max Repair extreme kann in fast allen Materialkombinationen und Anwendungen
eingesetzt werden.
Gerne können Sie mich bei weiteren Fragen wieder kontaktieren!
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Wow, vielen Dank für ausführliche
Auskunft Herr Verrina,
gibt es unter den genannten (UHU Allplast,
UHU Hart Kunststoff oder UHU Plast Special) eine für meine Anwendung prädestinierten
Kleber oder sind alle gleich gut?
Und wenn Acrylit nicht mehr für für Endkunden
verfügbar ist sollte man es vieleicht besser aus dem Kleberberater rausnehmen
und dafür die obengenannten einsetzen.
Normalerweise wird in der Modellbauszene
das Konkurrenzprodukt Stabilit Express empfohlen weil er sich schön verarbeiten
lässt, schnell und stark klebt aber nach Aussagen einiger Kollegen über
die Jahre Wasser zieht und dann nicht mehr klebt.
Epoxy ist immer ein Glücksspiel, denn
auf manchen Rümpfen hält es, z.b dem ABS-Rumpf der ThunderTiger Atlantic
und auf anderen schlecht bis garnicht z.b ABS-Rumpf der Graupner Bugsier3.
Epoxy wird ebenfalls nicht für ABS-Rümpfe
weil es zusätzlich zum obengennanten Glücksspiel auch noch unflexibel
ist und immer dann bricht wenn das Boot ganz weit draussen auf dem See
ist,
Könnte ich die Matten z.b mit Repair
Extreme oder einem der drei oben genannten Kleber einstreichen oder erwarten
mich dabei unvorhersehbare Probleme z.b Materialunverträglichkeiten, extrem
kurze Abtropfzeiten, etc ?
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im Endkundensegment kann ich Ihnen leider
tatsächlich kein Methacrylat mehr anbieten. Hier müssten Sie auf andere
Anbieter ausweichen. Ich habe auch schon an die zuständigen Kollegen weitergegeben,
dass der Acrylit aus dem Klebeberater genommen werden sollte.
Epoxide haben den Nachteil, dass Sie
zwar oft sehr hohe Festigkeiten bieten, aber durch die recht starre Aushärtung
Schwächen bei der Vibrationsbeständigkeit oder der Kompensation von Längenausdehnungen
bzw- -schrumpfungen im Material haben. Dadurch kann es passieren, dass
der Klebstoff einfach von der Oberfläche abplatzt.
Sofern harte Kunststoffe relativ starr
verbunden werden sollen und die Fügeteile exakt passen, ist in der Regel
das Kalte Verschweißen mit den genannten Klebstoffen das Mittel der Wahl,
da hier sehr stabile, fast stoffschlüssige Verbindungen erzeugt werden
können. Für die Verbindung mit anderen Materialien, flexiblen oder sehr
dünnen Kunststoffen sind sie oft weniger geeignet.
Die Verbindung von Fasermaterial wie
GFK oder CFK mit anderen Materialien erfolgt weiterhin am besten mit Epoxid.
Denkbar wäre auch eine Verklebung mit einem silan-modifizierten Polymer
wie UHU Max Repair oder UHU Poly Max. Der Vorteil wäre eine wesentlich
höhere Elastizität und auch ein besserer Schutz gegen Unterwanderung durch
Flüssigkeiten. Bei größerflächigen Verklebungen (> 2cm²) und vollflächigem
Auftrag wäre es vorteilhaft, wenn eines der Materialien durchlässig für
Luftfeuchtigkeit wäre. Sonst kann es länger dauern, bis der Klebstoff vollständig
durchgehärtet ist (ca. 2 mm/24 h). Alternativ könnte punkt- oder streifenförmig
aufgetragen werden, um eine schnelle Aushärtung zu gewährleisten. Fugen
könnten nachträglich mit den gleichen Klebstoffen abgedichtet werden. Naturfasern
können dank des guten Spaltfüllungsvermögens der Klebstoffe hier auch gut
verklebt werden.
Abgängig davon, wie grobfaserig Ihre
Matten sind bzw. aus welchem Material diese bestehen, könnte eine Verklebung
mit UHU Max Repair extreme am besten funktionieren. Der Klebstoff hat eine
offene Zeit von ca. 5 min, wäre nach 15 min handfest und nach 24 h endfest
(vorausgesetzt er hat ausreichend Zugang zu Luftfeuchtigkeit).
Wenn Sie mir noch etwas genauer mitteilen
können, welche Art von Matten Sie verkleben wollen, oder ein Foto senden
können, kann ich Ihnen eventuell noch eine genauere Empfehlung geben.
Noch ein Wort zu Materialeigenschaften:
Gerade im Kunststoffbereich kann es große Unterschiede zwischen zwei Anbietern
des selben Kunststoffs geben, was die Klebbarkeit angeht, wenn dort mit
unterschiedlichen Additiven gearbeitet wird oder sich durch den Produktionsprozess
noch Trennmittel auf den Oberflächen befinden. So können bspw. die Weichmacher
eines Weich-PVC für viele Klebstoffe generell problematisch sein, da sie
auch die Klebstoffe erweichen. Weich-PVC sollte daher nicht mit Kontaktklebstoffen
auf Polychloropren ("Neopren") -Basis verklebt werden (z.B. UHU
Kontakt Kraftkleber), sondern mit solchen auf Polyurethan-Basis (z.B. UHU
Alleskleber Kraft).