Baubericht zum Raddampfer "Meissen" (sächsische Dampfschiffahrt, Elbe)

  • Hallo liebe Community!


    Ich möchte euch hier an meinem Modellbauprojekt teilhaben lassen - und hoffe nebenbei auf hilfreiche Tipps und Tricks :D
    Erfahrungen im Modellbau habe ich, abgesehen von ein paar kleinen Basteleien als Kind auf der Modellbahnplatte, bisher quasi noch gar nicht, aber das ist mir eher Ansporn als Hindernis. Learning by doing, was man auch sieht...
    Worum geht es also? Auf der Elbe fahren verschiedene dampfbetriebene Seitenraddampfer herum, die ich seit meiner Kindheit in Sachsen kenne und mag. Im Herbst 2020 habe ich es mir also zum Ziel gesetzt, den Raddampfer "Meissen" nachzubauen und mit einer Dampfmaschine plus Fernsteuerung zum Fahren zu bringen. Wegen lockdown war ja Zeit genug...

  • Schritt 2) Der Rumpf


    Die Raddampfer der Elbflotte sind glücklicherweise von unten fast flach. Daher habe ich mich entschieden, mein Modell mit einem flachen Boden zu versehen, da das leichter zu bauen ist. Verwendet habe ich dafür zunächst einfache Sperrholzplatten (Pappel, 3mm) und für Verstrebungen diverse Leisten. Daraus ließen sich die meisten Teile des Rumpfes recht gut ausschneiden und zusammensetzen. Für die Außenhaut habe ich dann Balsaholzstreifen aufgeleimt, da die so flexibel sind, dass sie um die leichte Krümmung herumgebogen werden können.

  • Hallo Richard,


    das ist ein interessantes Projekt. Diese Raddampfer kenne ich auch und finde sie ebenso schön wie du. In welchem Maßstab wirst du den Dampfer denn bauen? Wenn ich den Rumpf auf der verlinkten Seite mit deinem vergleiche, sieht der etwas schlanker und länger aus. Sicherlich täuscht das, oder?


    Auf jeden Fall schaue ich dir weiter zu.


    Viel Freude beim Bauen,


    LG



    Armin

  • Ja, wie gesagt ist das mein erstes Projekt. Der Rumpf ist ca. 80 cm lang, was einen Maßstab von ca. 1:80 bedeutet. Da ich eine Wilesco-Dampfmaschine einbaue, gibt es einige Randbedingungen, was Höhe und Breite angeht. Die Breite ist also eher Maßstab 1:40, die Höhe noch ein bisschen anders.
    Die Dampfmaschine, die ich hier zur Verfügung habe hat auch nur einen Zylinder, anstelle von zweien im Original (naja, Hauptsache Dampf).

  • Schritt 3) Abdichtung und Schwimmtest


    Rumpf und Radkästen habe ich mit 2 Lagen Epoxidharz und Glasfasermatten wasserdicht bekommen. Vor diesem Schritt hatte ich ursprünglich einigen Respekt, das ging dann aber erstaunlich leicht innerhalb von zwei Abenden. Ich hatte mir das Epoxidharz von Epodex bestellt und das war zufriedenstellend für den ersten Versuch (https://www.epodex.com/de/prod…arent-farblos-epoxidharz/), das Boot schwimmt:



    IMG-6553.jpg



    PS: ich habe hier Probleme mit dem Bilder-upload. Die sind seltsam gedreht, was sich auch nicht durch drehen des Originals verändern lässt. Habt ihr da Empfehlungen?

  • Hallo Richard


    Der Rumpf ist ca. 80 cm lang, was einen Maßstab von ca. 1:80 bedeutet. Da ich eine Wilesco-Dampfmaschine einbaue, gibt es einige Randbedingungen, was Höhe und Breite angeht. Die Breite ist also eher Maßstab 1:40, die Höhe noch ein bisschen anders.


    das ist schade, dass du in 3 unterschiedlichen Maßstäben baust. Dann geht die Eleganz des Originals verloren. Gibt es für dich keine Möglichkeit in einem Maßstab zu bauen? Aber mach mal weiter, ein interessantes Projekt bleibt es auf jeden Fall.


    LG



    Armin

  • Moin Richard,
    dein Projekt hört sich interessant an. Werde hier weiter zusehen.
    Hast du schon mal die maximale Zuladung ermittelt, in der Wanne war ja schon.
    Gerade bei Raddampfern ist das Gewicht nicht aus den Augen zu verlieren.

  • Hallo Armin,


    ja, da hast du Recht. Diese Elbraddampfer sind allerdings ziemlich lang und schmal, das fällt normalerweise nicht so auf, wenn man davor steht. Aber aus der "Vogelperspektive" wir das schon deutlich. Das war dann für mich ein Grund, das Modell etwas zu "verzerren". Beim nächsten werde ich es wohl mal mit einem einheitlichen Maßstab versuchen.


    Gruß,
    Richard

  • Schritt 4) Erste Aufbauten und Farbe


    Als nächstes kam dann ein Parkett in Form von Nutplatten auf's Deck und ein mit Steckverbindung befestigtes Aufbauelement mit offenen Türen, der Brücke und dem Schornstein über den vorderen Teil der Maschinenbucht. Weiterhin ein Sonnendach (vorn) und eine Reling. Der hintere Teil der Maschinenbucht ist jetzt noch offen und das hintere Sonnenverdeck fehlen noch. Hier will ich aber noch warten, bis ich abschätzen kann, wie es mit der Hitze im Schiff aussieht, wenn die Dampfmaschine voll läuft. Bei der Glasgow hier im Forum scheint es da ja Probleme mit einem Hitestau gegeben zu haben.
    Die Bemalung hatte ich naiv unterschätzt, hier muss ich noch nacharbeiten, weil ich mit den Linien so nicht zufrieden bin.

  • Moin Richard,
    dein Projekt hört sich interessant an. Werde hier weiter zusehen.
    Hast du schon mal die maximale Zuladung ermittelt, in der Wanne war ja schon.
    Gerade bei Raddampfern ist das Gewicht nicht aus den Augen zu verlieren.

    Habe ich noch nicht. Wie macht man das? Einfach mal beladen und schauen?
    Mit Dampfmaschine und Akkus für die Fernsteuerung habe ich das Endgewicht aber voraussichtlich schon erreicht. Bisher ist der Tiefgang so, dass die Schaufeln im Wasser sind und das Boot nicht zu tief liegt. Ich habe also noch Spielraum, um es mit Gewichten auszubalancieren. Der Schwerpunkt scheint auch ok zu sein, keine Gefahr, dass es umkippt, denke ich.

  • Moin Richard,
    Um die max. Zuladung zu ermitteln, zeichne ich zuerst die Wasserlinie am Modell an, dann ab in die Badewanne, dann soviel Ballast ins Boot bis die Wasserlinie erreicht ist. Danach den Ballast wiegen und du hast die Zuladung. Das ganze kann man natürlich auch berechnen, bin aber ehrlich gesagt immer zu faul dazu.
    Aber was mir bei deinem Bild aufgefallen ist, sitzen deine Schaufelräder nicht zu weit unten um einen optimalen Vortrieb zu erzeugen. Da ich aber noch keinen Raddampfer gebaut habe, ist dieses nur eine Vermutung von mir.


  • Bei der Glasgow hier im Forum scheint es da ja Probleme mit einem Hitestau gegeben zu haben.
    Die Bemalung hatte ich naiv unterschätzt, hier muss ich noch nacharbeiten, weil ich mit den Linien so nicht zufrieden bin.

    Moin,
    einen Hitzestau würde ich das nicht nennen wollen. Es sind genügend Öffnungen vorhanden wo heiße Luft raus kann. Und durch drei PC-Lüfter habe ich für ausreichend Luftdurchsatz gesorgt. Mir war nur entgangen, dass durch die modifizierte Dampfmaschine der Kessel zu weit nach hinten gerutscht ist. Dadurch den Holzteilen zu nahe kam. Das Problem war aber, die richtige Einstellung des Gasbrenners zu finden. Das hast Du ja nicht. Beim Gasbrenner ist nämlich die Flammengröße in weiten Grenzen einstellbar. Da konnte die schon mal zu groß werden in dem engen Gehäuse. Bei den Esbit Tabs gibt es das Problem ja nicht. Die haben zu Anfang die größte Flamme und die wird dann immer kleiner.
    Wäre für das Verständnis nicht schlecht, wenn Du mal ein Foto von der Anlage reinstellen würdest. Übrigens finde ich es sehr abenteuerlich das Modell mit einer Einzylindermaschine zu betreiben. Da geht ja nur eine Fahrtrichtung und das nur mit Anstossen der Maschine.
    Zum Anstrich. Der sieht ja wirklich etwas gruselig aus. Kann es sein, dass Du ohne Spachteln und Schleifen direkt auf das Laminat gepinselt hast? Etwas Spachtel sollte man schon auftragen und dann glatt schleifen. Für eine gute Oberfläche.


    Gruß
    Dieter

  • Hallo Richard,

    und hoffe nebenbei auf hilfreiche Tipps und Tricks

    Auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setze, ich würde mit dem Boot hier aufhören und es als Lehrgeld abschreiben.


    Warum rate ich dir das?


    Lass mich bitte etwas ausholen. Schauen wir uns mal das Original des Dampfers Meissen an. Bei einer Länge von 65,67 und einer Breite von 5,56m (ohne Radkästen) schätze ich mal, dass das Original eine Verdrängung von etwa 260t hat. Ich habe andere Raddampfer ähnlicher Ausmaße für diese Schätzung zu Grunde gelegt, bei denen das Gewicht bekannt ist. Bei einem (einheitlichen) Maßstab von 1:40, das ist der Maßstab, den du für die Breite deines Boots angegeben hattest, würde der Rumpf 1,64m lang und 13,90cm breit. Die Verdrängung würde dann bei rund 4Kg liegen (da sollte mit einer Dampfmaschine schon was machbar sein, oder?).


    Sind 1,64m zu lang? Machen wir die Rechnung mal mit 1:80 (deinem Längenmaßstab): Modelllänge: 82,09cm, Breite: 6,95cm, die Verdrängung läge dann nur noch bei etwas um die 500g. Ohne von Dampfmaschinen wirklich Ahnung zu haben, würde ich mal darauf tippen, dass käufliche Dampfmaschinen und Kessel für dieses mögliche Modellgewicht von 500g (das wäre dann das gesamte Modell, nicht nur die Dampfmaschine) zu schwer sind.


    Schauen wir uns mal dein Boot an. Es gibt hier mindestens 4 verbaute Maßstäbe: Länge/Breite/Höhe und das Schaufelrad. Du schriebst, dass Du noch wenig Erfahrung im Modellbau hast. Mit den / bis 4 Maßstäben ist das aber kein Modell des DS Meissen mehr, du hast hiermit eine Eigenkonstruktion erstellt. Das Verhältnis Länge/Breite/Gewicht/Durchmesser und Konstruktionsweise eines Schaufelrads/Maschine wären in diesem Fall für den Rumpf entsprechend zu berechnen (oder man hat ganz viel Erfahrung, weil das schon das 10. Dampfschiffmodell ist, das man selbst gebaut hat) um ein einigermaßen befriedigendes Ergebnis zu bekommen und nicht unendlich viel Geld fürs Ausprobieren zu versenken.


    Auch weiß ich, dass eine einzylindrige Dampfmaschine nicht (unbedingt) von selber anlaufen kann und die Umkehrung der Laufrichtung nicht steuerbar ist (nur durch Anwerfen der Maschine über das Schwungrad mit der Hand). Das heißt, dass dein Boot, würde es irgendwann doch fertig werden, nicht wirklich steuerbar wäre. Dieter schrieb das ja auch schon in seinem Beitrag #17.


    Willst Du dir das mit einem Eigenbau wirklich antun?


    Die Altvordern, die die Meissen Anno 1885 konstruiert haben, haben Dir diese Arbeit des Berechnens und Auslegens bereits abgenommen. Du müsstest halt nur in einem Maßstab bauen und dich ziemlich genau an die dir vorliegenden Pläne beim Nachbau halten (eben auch, was die Rumpfkonstruktion betrifft). Das ist sicherlich für einen Anfänger nicht ganz einfach, aber du hast ja mit deinem Boot nun schon etwas Erfahrung gesammelt. Hilfe gibt es hier im Forum sicherlich reichlich.


    Oder du versuchst dich erstmal an einem Bausatz. Es scheint ja ein paar sehr schöne Modelldampfboote als Bausatz zu geben. Ein solches Projekt hat sicherlich mehrere Vorteile. Du bekommst viele Teile bereits richtig dimensioniert und vorgefertigt aus dem Baukasten und musst hier nichts selber konstruieren. Der Werkzeugeinsatz (und die Werkzeugkosten) ist nicht ganz so hoch wie bei einem Bauplanmodell. Die (Bau)Kosten bleiben im Rahmen, da von vorne herein bekannt (ich weiß, es wird immer etwas teurer). Das Erfolgserlebnis stellt sich (früher) ein.


    Es wäre halt Schade, wenn Du ein solches Projekt aus Frust abbrichst und für den Modellbau verloren gingest. Der Nachwuchs, der solch schöne Vorbilder zum Nachbau wählt, ist eben nicht wie Sand am Meer vorhanden. Und selbst wenn Du dich dafür entscheidest, mit einem Bausatzmodell anzufangen, den Traum, ein DS Meissen mal selbst zu bauen, brauchst du ja deswegen nicht aufgeben. Mit der gesammelten Erfahrung wird eine zukünftige Meissen sicher der Blickfang auf dem Teich und du bist dann Stolz wie Harry.


    Sei mir nicht böse für diese Einschätzung, ich selber habe schon genau aus den beschriebenen Gründen Projekte abgebrochen und war dann ziemlich frustriert. Aber es ist selbstverständlich deine Entscheidung, wie du mit deinem angefangenen Projekt fortfahren möchtest. Sieh das von mir geschrieben bitte nur als Tipp eines alten Manns, der grade ein uralt-Kriegsschiff im Maßstab 1:100 baut und auch gerne mal so einen Dampfer bauen würde.


    LG



    Armin

  • Naja, sei mal nicht so hart zum armen Richard. Das einzige was mir auffällt, ist dass es offensichtlich in Berlin Schleifpapier kein gibt. Die Oberfläche des Rumpfs sieht furchtbar aus.
    Allerdings schreit das Boot nach Dampfantrieb, weil der ja kaum was wiegt.


    @ric:
    Du musst dir bewusst sein, dass deine Einzylindermaschine nicht stehenbleiben darf, sie läuft, wie oben geschrieben manchmal nicht von selber an.
    Schau mal unter "bowman steam boat", da gabs früher einfache Dampfboote, und schau dir dort ab, wie die das gemacht haben.
    Die Schaufelräder musst du so gross untersetzen (Zahnräder/Kette), dass sie auf dem Wasser nicht die Maschine zum Stehen bringen.
    Ansonsten sehe ich da keine Probleme, zur Not machst du hinten eine Schraube dran und lässt die Räder nur mitlaufen.

  • Moin,


    mal eine Anmerkung zu selbst anlaufenden Dampfmaschinen.


    Bei zwei und mehr Zylindern ist es ja kein Problem, die laufen alle von selbst an , bei einer Einzylinder Maschine wie der Stuart (siehe Bild)


    D13.jpg


    kann der Schieber gerade so ungeschickt stehen, dass der Zylinder keinen Dampf bekommt.


    Bei diesen Maschinen kann man mit einem Servo ein motorgetriebenes Reibrad gegen die Schwungmasse drücken oder mit einem Freilauf wie beim Rennrad die Maschine anwerfen. Bei der Freilaufvariante wird ein Verstellpropeller benötigt.

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